Krim-Papiere auf Ramschniveau
2. April 2014S&P wird die Kreditwürdigkeit der Krim nach Angaben vom Dienstagabend nicht mehr bewerten. Dies sei auf Anfrage der politischen Führung der von Russland annektierten Halbinsel geschehen, teilte S&P mit. Die zuvor erfolgte Bonitätsabstufung geht auf eine am 21. März ausgefallene Anleihe der Krim zurück. Die Krim habe Zinszahlungen nicht bedient, heißt es. "Angesichts des Zahlungsausfalls gehen wir davon aus, dass die Regierung der Krim derzeit nicht in der Lage ist, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen", erklärte S&P.
Auf Anfrage habe S&P in Erfahrung bringen können, dass zwar ausreichend Barmittel vorhanden gewesen und die notwendigen Dokumente an die ukrainische Regierung weitergeleitet worden seien. Diese habe die Zahlungen aber nicht geleistet. Das Finanzministerium der Ukraine sei für den Schuldendienst der Krim zuständig gewesen, weil die einst autonome ukrainische Halbinsel dort ein Sondervermögen unterhalten habe, aus dem Zinszahlungen geflossen seien.
Zentralbank warnt vor Flaute
Unterdessen warnt die russische Notenbank, das Wachstum Russlands werde in diesem Jahr geringer ausfallen als bisher angenommen. Die Wirtschaft werde "sehr wahrscheinlich" um weniger als ein Prozent zulegen, sagte Notenbankchefin Elwira Nabiullina am Mittwoch. Zugleich dürften noch mehr Menschen ihr Geld aus Russland abziehen. Allein für das erste Quartal summieren sich die Abflüsse auch wegen der Krim-Krise nach jüngsten Berechnungen der russischen Regierung auf 70 Milliarden Dollar.
Die Notenbank ist mit ihrer Konjunktureinschätzung noch immer deutlich optimistischer als die Weltbank, die zuletzt sogar einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,8 Prozent für möglich gehalten hatte. Die politischen Risiken blieben hoch, schreiben die Weltbank-Experten: "Wenn der Russland-Ukraine-Konflikt eskaliert, könnte die Unsicherheit angesichts drohender Sanktionen aus dem Westen und der russischen Reaktion darauf steigen." Beruhigt sich die Lage, ist den Experten zufolge dagegen ein Wachstum von 1,1 Prozent möglich - halb so viel wie noch im Dezember erwartet.
wen/bea (rtr, dpa)