Kunst statt Kohle
Das Ruhrgebiet muss den Sprung von der Industrie- zur Kulturregion schaffen. Kunst spielt dabei eine zentrale Rolle. Nach der Kulturhauptstadt 2010 begleitet die Freiluftausstellung "Emscherkunst" die Veränderung.
Umbau mit Schwung
Das Ruhrgebiet, früher Bergbauregion, will den Sprung von der Industrie- zur Kulturregion schaffen. Kunst spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Freiluftausstellung "Emscherkunst" begleitet die Veränderungen der Region. Der tanzende Strommast des Kollektivs "Inges Idee" steht auf einer Insel des Flusses Emscher und reflektiert ironisch den Energiewandel.
Landmarkenkunst
Seit Ende der 90er Jahre zieht sich die "Route der Landmarkenkunst" durch das Ruhrgebiet. Das Projekt entstand während der Internationalen Bauausstellung im Jahr 1997. Dazu gehört eine gigantische Stahlskulptur von Richard Serra. Er errichtete sie auf der Kuppe einer Abraumhalde. Für ihn war die Arbeit auch eine Hommage an die Region, die er einmal als sein eigentliches Atelier bezeichnete.
Kloake weicht der Kunst
Die Emscher und ihre Nebenarme dienten viele Jahre als Abwasserkanal von Millionen Haushalten im Ruhrgebiet. "Köttelbecken" ist deshalb bis heute ihr Spitzname. Im Zuge eines der weltweit größten Infrastrukturprojekte soll sie bis 2020 unter die Erde verlegt werden. Unterirdische Kanäle waren jahrzehntelang nicht möglich, weil das Ruhrgebiet durch den Bergbau unter starken Bodensenkungen litt.
Rauch überm Pott
Durch den Umbau der 81 Kilometer langen Emscher entstehen neue Naturräume. Dazu gehört der Emscher Landschaftspark, der 100 Ausstellungstage lang einem gigantischen Kunstparcours gleicht. Der Künstler Reiner Maria Matysik verwandelt den Fluss in eine Wolke. Aus der Strömung der Emscher, die an dieser Stelle in den Rhein mündet, gewinnt er Energie und lässt sie verdampfen.
Fluss mit Bett
Durch das Ruhrgebiet fließen drei große Flüsse: neben der Emscher auch die Ruhr und der Rhein. Wasser ist überall. Deshalb hat Reiner Maria Matysik zwei Hüttenskulpturen in Form von Wassermolekülen an die Emschermündung gebaut. Die Besucher können sich dorthin zurückziehen und sogar darin übernachten.
Künstliche Landschaft
Hier mündet die Emscher in den Rhein. Bislang fließt sie schnurgerade und ist von Beton eingefasst. Die Strömung soll 600 Meter nach Norden verlegt werden, um einen natürlichen Flusslauf zu erhalten, in dem wieder Tiere leben können. Auf ewig müssen künstliche Pumpen die Strömung in Gang und das Grundwasser niedrig halten, um Überschwemmungen zu verhindern.
Apokalyptische Siedlung
20 kleine Häuser stehen in einem rund zehn Quadratmeter großen Wasserbassin. Der Künstler Hans Op de Beek hat diese Miniatur einer Geisterstadt hinter dem Deich der Emscher errichtet. Durch den monochrom grauen Farbanstrich haftet der Siedlung etwas Unheimliches an – und stellt die Künstlichkeit der Landschaft infrage, die von Kraftwerken und Schloten eingerahmt wird.
Vergoldeter Sperrmüll
Aus als macht neu: nach diesem Motto geht die Künstlerin Anna Witt vor. In Duisburg-Marxloh, einem Stadtteil mit besonders hohem Migrantenanteil und hoher Arbeitslosigkeit, gibt es viele unbenutzte Wohnungen. Ständig stehen ausrangierte Möbel vor den Türen. Um den Verfall zu stoppen, sammelt sie die Fundstücke und poliert sie wieder auf, indem sie sie mit einem kupferfarbenen Stoff überzieht.
Unterstützung aus dem Ausland
Überall auf der Welt gibt es Regionen wie das Ruhrgebiet, die sich neu erfinden müssen. Die Künstlerin Elin Wikström schickte Kundschafter in die Welt, die nach richtungsweisenden Impulsen für die Entwicklungs der Emscher Region Ausschau halten sollten. Die Fundstücke und Tipps, zum Beispiel alte Fertigkeiten wie das Färben neu auszuüben, sind in einer Installation zu entdecken.
Kunst trifft Technik
"Slinky Springs to Fame" hat der Künstler Tobias Rehberger sein Kunstwerk genannt. Die spiralförmige Brücke schwingt in den neuen Emscherpark, wo ab 2020 die Emscher abwasserfrei in Richtung Rhein fließen soll. Ihre Form erinnert an ein beliebtes Spielzeug aus den 70er Jahren: Slinky war eine bunte Spirale, die sich selbst in Bewegung setzte, wenn man sie auf abschüssige Flächen fallen ließ.
Made in China
Unter den rund 30 Künstlern sind auch internationale Größen wie der chinesische Künstler Ai Weiwei vertreten. Inmitten der Parkanlagen, die sich entlang der Emscher ziehen, können Besucher in Tausend Zelten übernachten. So können sie Teil des Kunstwerks werden oder über die Texte nachdenken, die er auf die Zeltplanen gedruckt hat und die sich mit dem Thema Aufklärung befassen.