"Empört Euch" - Eine Ausstellung prangert Missstände an
Rassismus, Demokratieverlust, Finanzkapitalismus. Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf zeigt, wie die Kunst auf globale Ungerechtigkeiten reagiert.
Signe Pierce und Alli Coates: "American Reflexxx"
Der Kurzfilm "American Reflexxx" zeigt ein soziales Experiment: Eine Person, die sich nicht klar als Mann oder Frau definieren lässt, läuft im Kleid und mit einer spiegelnden Maske durch die Straßen von Myrtle Beach in South Carolina. Der Betrachter sieht ihr dabei zu, wie sie frauenfeindliche und transphobe Sprüche ertragen muss und Hass bis hin zu körperlicher Gewalt erlebt.
Bjarne Melgaard: "I am not a piece of shit, I am a piece of society"
Eine so einfache wie drastische Botschaft vermittelt der norwegische Künstler Bjarne Melgaard mit seinem Bild: "Ich bin kein Stück Sch****, ich bin Teil der Gesellschaft", steht dort im subversiven Grafitti-Stil vor einem bewegten Hintergrund. Das Bild verdeutlicht ein Ziel sprachlicher Verrohung: einzelnen Menschen das Recht an gleichberechtigter gesellschaftlicher Teilhabe abzusprechen.
Julian Röder: "Protests against EU Summit in Thessaloniki IV, 2003"
Atemmasken, Rauch, ein großes Polizeiaufgebot: Julian Röders Fotografie zeigt die Dynamik von Hass, die Aggression und die klare Trennung in zwei Seiten. Hintergrund war das Treffen der EU-Staats und Regierungschefs im Jahr 2003 in Thessaloniki. Damals wurde den Staaten des Westbalkans perspektivisch ein Beitritts zur Europäischen Union zugesagt. Bis heute ist es bei dieser Aussicht geblieben.
Santiago Sierra: "3000 huecos"
Der spanische Konzeptkünstler Santiago Serra ist bekannt dafür, Menschen für Geld sinnlose oder schweißtreibende Aufgaben erfüllen zu lassen, zum Beispiel 3000 Löcher zu graben. Sierra stellt damit Szenarien der Ausbeutung und ökonomischen Abhängigkeit nach. In diesem Werk nimmt der Betrachter die unangenehme Position eines Aufsehers ein. Er wird gezwungen, seine eigene Stellung zu reflektieren.
Iris Kettner: "Superheroes 2"
In wartender Pose sitzt Iris Kettners täuschend echt aussehende Skulptur "Superheroes 2" auf einer Bank. Sie trägt Second-Hand-Kleidung und eine Superhelden-Maske, aber keine individuellen Züge mehr. Die in Mainz geborene Kettner fragt mit ihrem Werk, wie man fremden Menschen in "Zeiten des Zorns" eigentlich gegenübertritt und wie wir mit gesteigerter Anonymität umgehen wollen.
Šejla Kamerić: "Unknown"
Eine weiß gekleidete Frau, das linke Auge weit aufgerissen, das rechte zugeschwollen: Die bosnische Künstlerin Šejla Kamerić macht mit ihrem Werk auf die Folgen häuslicher Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Die abgebildete Frau hat keinen Namen, der Titel des Bildes: "Unknown" ("Unbekannt"). Damit steht sie stellvertretend für die vielen anderen Opfer häuslicher Gewalt.
Peggy Buth: Standbild des Films "Demolition Flat"
Die Berliner Künstlerin Peggy Buth erkundet in ihrem Film "Demolition Flats" soziale Schieflagen in urbanen Räumen - hier in einem Pariser Vorort. Standen die Banlieues in den 1960er Jahren noch für den Neuanfang vieler Migranten nach dem Ende der Kolonialisierung und dem Algerienkrieg, sieht man in Buths Film den Abriss eines solchen Viertels: Es soll einer lukrativen Eigenheimsiedlung weichen.