Königliche Hochzeit in Spanien
6. Juli 2004Der 36-jährige Thronfolger blickte vor dem Jawort zu seinem Vater, dem spanischen König Juan Carlos, hinüber, um nach alter Tradition dessen Zustimmung zur Trauung zu erhalten. Der Monarch signalisierte sein Einverständnis durch ein leichtes Neigen des Kopfes. Letizia erhielt mit der Vermählung den Titel einer Prinzessin von Asturien und stieg in den Rang einer königlichen Hoheit auf.
Repräsentanten aus 30 Königshäusern geladen
An der Trauung nahmen 1400 geladene Gäste teil. Darunter waren Repräsentanten von etwa 30 Königshäusern und 15 Staatspräsidenten. Die Zeremonie wurde von regnerischem Wetter überschattet. Die Braut konnte den Weg vom Palast in die Kathedrale wegen eines heftigen Schauers nicht zu Fuß zurücklegen, sondern wurde mit einem Auto vor das Gotteshaus gefahren. Ihr Vater Jesús Ortiz führte sie zum Altar.
Rund 5000 Schaulustige beobachteten die Ankunft der Brautleute und der Hochzeitsgäste. Viele von ihnen hatten in der Nacht zum Samstag trotz feuchter Witterung mehrere Stunden ausgeharrt, um möglichst gute Plätze zu ergattern. Insgesamt hielten sich in den Straßen jedoch weniger Madrilenen auf, als man erwartet hatte.
300 Fernsehkameras übertragen das Ereignis
Das spanische Fernsehen hatte zur Übertragung der Trauung und der anschließenden Fahrt des Paares durch die Stadt rund 300 Fernsehkameras postiert. Über eine Milliarde Menschen wollten die "Traumhochzeit" am Samstag im Fernsehen mitverfolgen. Der 36-jährige Felipe und Letizia hatten sich Ende 2002 auf einer Dinner-Party kennen gelernt. Die 31-Jährige, die geschieden ist, moderierte bis zum vergangenen Jahr die populärste Nachrichtensendung des spanischen Fernsehens.
Nach den Anschlägen am 11. März auf Pendlerzüge in Madrid fand die Hochzeit unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Der Luftraum wurde vorsorglich weitgehend gesperrt, Polizei-Hubschrauber kreisten auch am Hochzeitstag zur Sicherung über der Stadt. Polizisten hatten schon vor Tagen die Paradestrecke auf potenzielle Gefahren überprüft, auf der das Paar nach der Trauung im schwarzen, gepanzerten Rolls Royce zur Atocha-Basilika fahren wollte. Dort wollte die Braut nach alter Tradition ihren Brautstrauß vor dem Marienaltar ablegen.
Die Atocha-Kirche liegt in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Atocha, wo im März in mehreren Vorortzügen die von Moslem-Extremisten versteckten Bomben explodierten. Auf einige sonst bei Hochzeiten üblichen Feierlichkeiten wie den Polterabend und den abendlichen Ball hatte das junge Paar mit Blick auf diese tragischen Ereignisse verzichtet.
Europas jüngste Monarchie
An der Spitze von Europas jüngster Monarchie steht eine uralte Dynastie. Mit ihrem Ja-Wort zum Bourbonen-Spross und spanischen Thronfolger heiratete die Fernsehjournalistin in eine Herrscherfamilie ein, deren Ursprünge sich urkundlich bis ins späte 9. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Seit April 1701 besetzten die aus Frankreich stammenden Bourbonen mit Unterbrechungen den spanischen Thron. Sie lösten die Habsburger ab, deren letzter spanischer Repräsentant Karl II. ohne Thronerbe gestorben war.
Zwischen 1808 und 1814 wurden die Bourbonen von Napoleon entmachtet, und im April 1931 kam erneut ein vorläufiges Ende der spanischen Bourbonen-Herrschaft. Nach Ausrufung der Republik musste König Alfons XIII. ins Exil. Aus dem Bürgerkrieg (1936 bis 1939) ging General Francisco Franco als Sieger hervor, er herrschte bis zu seinem Tod 1975. Ausgerechnet dem Diktator hatten die Bourbonen die Wiederbelebung der Monarchie zu verdanken: Im Jahr 1969 bestimmte Franco, dass nach seinem Tod die Monarchie wiederhergestellt werden und dass Prinz Juan Carlos König werden solle.
Spaniens turbulente Adelsgeschichte
Mit der Wahl des politisch vergleichsweise unerfahrenen Prinzen hoffte Franco, sein autokratisches Erbe über seinen Tod hinaus zu bewahren. Doch es kam anders: Juan Carlos entpuppte sich als Demokrat, und nach seiner Krönung führte er das rückständige Spanien in den Kreis der demokratischen Nationen Westeuropas. Unvergessen ist bei den Spaniern sein entschiedenes Vorgehen gegen den Militärputsch vom 23. Februar 1981. Doch nicht nur deshalb genießt Juan Carlos großen Respekt bei seinen Landsleuten. Es wird Felipes Aufgabe sein, dieses Erbe eines Tages als König fortzusetzen. (ali)