"Lucky Luke sattelt um": Zeichner Mawil setzt den Cowboy aufs Rad
Die Popularität des einsamen Comic-Cowboys Lucky Luke lässt auch nach 70 Jahren nicht nach. Nun zeichnet ihn ein Deutscher - und zwar auf einem Fahrrad! Was wohl sein treues Pferd Jolly Jumper dazu sagt...
Drahtesel-Akrobatik
Die Wild-West-Legende Lucky Luke zieht seinen Colt bekanntlich schneller als sein Schatten. Auch in Mawils gezeichneter Hommage haben Ganoven keine Chance gegen die blitzschnellen Reaktionen des rastlosen Cowboy. Eigentlich ist Lucky Luke mit seinem sprechenden Pferd Jolly Jumper unterwegs. Bei Mawil bekommt er allerdings ein neues Gefährt - und muss Radfahren noch mühsam lernen.
Durch die Wüste
Und das ist die Geschichte: Lucky Luke rettet den Prototypen des modernen Fahrrads vor Ganoven, die vom größten Hochrad-Hersteller beauftragt wurden. Um zu beweisen, dass es schneller fährt als alle bisherigen Hochräder, soll es bei einem Fahrradrennen an der Westküste präsentiert werden. Da eine Zugfahrt mehrfach missglückt, fährt Lucky Luke den Drahtesel einfach selbst durch den Wilden Westen.
Und was ist mit mir?
Jolly Jumper, Lucky Lukes treuster und einziger Freund, kommt mit dem neuen Gefährt gar nicht zu recht und fühlt sich völlig vernachlässigt. Dabei sattelt Lucky Luke gar nicht dauerhaft vom Vierbeiner auf den zweirädrigen Drahtesel um. Pferd und Reiter wurden nur durch eine Verkettung von Zufällen voneinander getrennt - und finden am Ende natürlich wieder zusammen.
Der Zeichner: Mawil
Er sei ein ausgesprochener Fahrrad-Fan, sagt Mawil, hier im Selbstportrait. Er ist der erste deutsche Zeichner, der mit einer Hommage an den kühnen Cowboy Lucky Luke beauftragt wurde. Seine Geschichten sind oft autobiografisch, wie beispielsweise sein rund 300-Seiten-Comic "Kinderland". 2014 wurde der Zeichner dafür mit dem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet.
Der Erfinder der Figur: Morris
Der belgische Comiczeichner (1923 - 2001) Morris hatte eine Vorliebe für US-amerikanische Geschichte. 1946 schuf er erstmalig die Comicfigur Lucky Luke. Sechs Jahre recherchierte er in den USA und legte sich in dieser Zeit ein eigenes Archiv über die Pionierzeit an. In seinen Comics tauchen immer wieder historische amerikanische Figuren auf, wie beispielsweise Jesse James oder Billy the Kid.
Leinwand-Karriere
Diese Zeichnung stammt aus einem Zeichentrickfilm von 1971, der ersten Verfilmung der Comicgeschichte. Es folgten drei weitere Filme und zwei Serien mit insgesamt 52 Folgen. In dieser Szene spielt Lucky Luke Schach mit seinem schlauen Pferd Jolly Jumper - und raucht. 1982 war damit Schluss: Der Comic-Cowboy wird zum Nichtraucher und fortan dauernd einen Grashalm im Mund haben.
Reeller Kinoheld
Mit Schauspieler Terence Hill transferierte der Zeichentrick-Cowboy 1991 in eine reale Filmfigur. Schon bei der Kleidung merkt der eingefleischte Lucky Luke-Fan, dass sich die Macher nicht gerade detailgetreu an das Original hielten: Statt gelbem Hemd und rotem Halstuch trägt Cowboy Luke ein unauffälliges Outfit. Zeitgleich zum Kinofilm erschien auch eine achtteilige TV-Serie über Lucky Luke.
Albern und erfolglos
2004 folgte eine erneute Realfilm-Adaption, diesmal mit dem deutschen Schauspieler Til Schweiger als einsamem Cowboy. Die französisch-deutsch-spanische Produktion setzte allerdings auf eine klamaukige Western-Komödie, die beim Publikum und vor allem bei den eingefleischten Lucky-Luke-Fans nicht zündete.
Würdigung aus Berlin
"Lucky Luke sattelt um" heißt der brandneue Comic, der im Egmont Verlag erschienen ist - die dritte Hommage an den Comic-Cowboy. Aber das Heft erscheint nicht als Folge der Comicbände, sondern als zeichnerische Würdigung. Somit ist sie auch frei im Stil. Zuvor hatten zwei französische Zeichner schon eine Hommage veröffentlicht. Die Hommage von Mavil erscheint zunächst in deutscher Sprache.