Mehr als nur ein Footballspiel
31. Januar 2014Wenn am Sonntagabend um 18:30 Uhr Ortszeit (0:30 Uhr MEZ) in New Jersey der Kickoff zum 48. Super Bowl erfolgt, werden neben den 82.500 Zuschauern im Stadion über 100 Millionen US-Amerikaner und weltweit knapp eine Milliarde Footballfans gebannt vor dem Fernseher sitzen. Der Super Bowl, das Meisterschaftsfinale der US-amerikanischen Football-Profiliga NFL, fesselt jedes Jahr aufs Neue die Massen. Was das weltweite Medieninteresse angeht, ist der Super Bowl neben dem Finale der Fußball-WM und den Olympischen Sommerspielen eines der größten und wichtigsten Sportereignisse der Welt. Das drückt sich in Zuschauerzahlen und auch in Werbekosten aus: 30 Sekunden Werbezeit waren in diesem Jahr für durchschnittlich vier Millionen US-Dollar zu haben. Selbstverständlich hatte der übertragende Sender Fox keine Probleme, alle Werbeinseln innerhalb kürzester Zeit an den Kunden zu bringen. Auch jetzt, in den letzten Tagen vor dem "Spiel der Spiele", ist der Medienhype um das Finale, das diesmal von den Seattle Seahawks und den Denver Broncos bestritten wird, riesig.
"Old man" gegen "young gun"
Auf dem Feld spitzt sich in diesem Jahr alles auf das Duell der beiden Quarterbacks zu. Denvers Spielmacher Peyton Manning kann dabei auf jahrelange Erfahrung in der NFL zurückgreifen und auf die Tatsache, dass er weiß, wie man einen Super Bowl gewinnt. 2007 führte Manning die Indianapolis Colts zum Titel. Vier Jahre später hätte eine Operation an der Halswirbelsäule seine Karriere beinahe beendet. 2011 machte Manning kein Spiel und bekam bei den Colts keinen neuen Vertrag. Er wechselte zu den Denver Broncos und greift nun nach seinem zweiten NFL-Titel. Im Erfolgsfalle könnte er zur Legende werden. "Ich bin in meiner 16. Saison. Ich weiß, wie hart es ist, überhaupt ins Endspiel zu kommen", sagt der 37-Jährige. "Jetzt zum zweiten Mal den Super Bowl zu gewinnen, wäre etwas ganz Besonderes."
Ihm gegenüber steht der junge Russell Wilson. Für den 25-jährigen Quarterback der Seattle Seahawks ist der Super Bowl der krönende Abschluss seiner zweiten Spielzeit in der NFL. Im vergangenen Jahr erhielt Wilson den Rookie-of-the-Year-Award als bester Neuling der Liga. In dieser Saison entwickelte er sich zum absoluten Führungsspieler seines Teams. Während Manning mit seiner Übersicht und der Fähigkeit, das Spiel zu lesen, besticht, kann Wilson mit seiner herausragenden Laufstärke punkten. Insgesamt hat Wilson in seinen bisherigen 32 NFL-Spielen schon über 1000 Yards Raumgewinn erlaufen und dabei fünf Touchdowns erzielt. Zum Vergleich: Für Manning stehen aus 240 NFL-Spielen nur knapp 700 Yards Raumgewinn durch eigene Läufe zu Buche.
Unorthodoxe Trainingsmethoden
Etwas anders als die anderen ist auch Wilsons Coach Pete Carroll. Der 62-Jährige betreut die Seahawks seit 2010 und steht für einen revolutionären Trainingsstil. Während der Rest der Liga auf Kraft, Härte und Einschüchterung setzt, geht Carroll in Seattle eigene Wege. Alle 91 Spieler des Kaders nehmen regelmäßig am Yoga-Unterricht teil und arbeiten mit einem Meditationslehrer zusammen. Ziele sind die Beruhigung des Geistes und die Visualisierung des Erfolges.
"Wir arbeiten mit unserem Vorstellungsvermögen. Wir reden darüber, im Moment zu leben. Und wenn ich dann ins Spiel gehe, ist alles total entspannt", sagt Quarterback Wilson. Kritiker werfen Carroll vor, seine Spieler zu verweichlichen, doch Carroll vertritt das Credo "Glückliche Spieler sind bessere Spieler". Und der Erfolg gibt dem Trainer Recht: Seattle steht nach 2006 zum zweiten Mal im Finale. Damals unterlagen die Seahawks den Pittsburgh Steelers. Für die Denver Broncos ist es bereits die siebte Finalteilnahme. 1998 und 1999 gewannen sie den Titel.
Bruno Mars und die Chili Peppers
Fast genauso wichtig wie das Spiel selbst, sind das feierliche Absingen der US-Nationalhymne vor dem Kickoff und die Halbzeitshow. Die Hymne "The Star-Spangled Banner" wird diesmal US-Star-Sopranistin Renée Fleming singen. In der Halbzeit werden Bruno Mars und die Red Hot Chili Peppers dem Publikum in New Jersey einheizen. Das wird auch nötig sein: Schließlich ist das MetLife Stadium eine Freiluftarena. Die Temperaturen sollen am Sonntagabend in New Jersey bei maximal vier Grad Celsius liegen. Vielleicht wird es noch kälter und schneit sogar. Und dann würden die Karten beim großen Finale um die Krone im American Football noch einmal ganz neu gemischt.