Merkato: Einkaufen auf Afrikas größtem Markt
Der Merkato in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba ist Afrikas größter Open-Air Markt. Hier gibt es alles zu kaufen - von Haushaltswaren über Kaffee bis zu äthiopischen Spezialitäten. Ein Einkaufsbummel in Bildern.
Afrikas größter Open-Air Markt
"Addis Merkato": Ein Name, der wie Musik klingt, und eine passende Bezeichnung für Afrikas größten Markt unter freiem Himmel. Er ist der Stolz Addis Abebas, der Hauptstadt Äthiopiens. Auch wenn er während der italienischen Besetzung des Landes entstanden ist - heute ist der Markt typisch äthiopisch. Ein bunter Mikrokosmos voller Farben, Gerüche und Menschen.
“Merkato indigeno”
Die Idee für den Markt kam von den italienischen Besatzern, die Äthiopien 1935 erobert hatten. In Addis Abeba, dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes, lief das Marktleben während der Besatzung getrennt ab: Der historische Markt auf dem Gebiet des heutigen "Piazza" blieb Europäern vorbehalten, die lokale Bevölkerung musste auf den neuen "Merkato indigeno" ausweichen.
Italiens ostafrikanisches Handelszentrum
Die Italiener wollten die Dominanz ausländischer Kaufleute brechen und ein staatliches Handelsmonopol errichten. Damals konkurrierten Araber aus dem Gebiet des heutigen Jemens mit Händlern aus dem äthiopischen Volk der Gurage. Addis Merkato, auch Addis Ketema genannt, ist heute ein Zentrum für äthiopische Geschäftsleute.
Eine Stadt in der Stadt
7.100 Geschäfte mit rund 13.000 Angestellten finden sich heute im Merkato. Dazu kommen noch tausende informelle Marktstände, die mitten im Markt eine eigenen Parallelwirtschaft bilden. Die genaue Größe des gesamten Gebietes ist unbekannt, aber viele Experten sprechen von Afrikas größtem Markt.
Äthiopiens Exportprodukt Nr. 1
Der Merkato ist auch ein Schaufenster der äthiopischen Wirtschaft: Entsprechend gibt es viele Läden, die Kaffeebohnen verkaufen. Kaffee ist Äthiopiens wichtigstes Exportprodukt und bringt dem Land jedes Jahr etwa eine Milliarde Euro ein. In den letzten Monaten ist der Kaffeepreis unerwartet stark eingebrochen. Darunter leiden vor allem Kleinbauern, die pro Tasse nur wenige Cent verdienen.
Eine beliebte Alltagsdroge
Eine ganze Straße auf dem Merkato ist für den Khat-Verkauf reserviert. Die Zweige und Blätter des Khatstrauchs haben eine anregende Wirkung und sind eine beliebte Alltagsdroge in Äthiopien und den Nachbarländern. Khat ist ein daher ein weiteres wichtiges Exportprodukt. Zwar hat der Khatkonsum negative Gesundheitsfolgen, doch aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung ist das Kraut weiterhin legal.
Gut gewürzt
Gewürze nehmen auf dem Markt einen wichtigen Platz ein – wie auch in der äthiopischen Küche. Kunden können die besten auswählen, indem sie die Gewürze anfassen oder daran riechen, bevor sie sie kaufen. Die Gewürze werden zur Herstellung der verschiedenen „Wet“ gebraucht. Das sind traditionelle Saucen, die mit dem landestypischen Injera-Brot gegessen werden.
Arbeitstiere
Schwer beladene Lastesel sind ein häufiger Anblick im Merkato. Rund 8 Millionen Esel leben im ganzen Land. Viele haben Verletzungen auf dem Rücken – eine Folge der Lasten, die sie tragen. Alte oder schwer verletzte Esel werden oft an die Ränder der Städte gebracht und sich selbst überlassen. Aufklärungsprogramme sollen helfen, das Leben der Esel zu verbessern.
Recyclingberge
Müllentsorgung und Abfallverwertung sind in vielen Regionen Äthiopiens noch immer Fremdwörter. Im Merkato boomt das informelle Recycling dagegen, allerdings mehr aus wirtschaftlichen, denn aus ökologischen Gründen. Riese Berge aus Plastikbehältern, Tüten und Verpackung werden gesammelt und wieder verkauft. Autorin: Maria Gerth-Niculescu (dp)