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Mexiko und Kanada suchen Antworten auf Trumps Zolldrohungen

Arthur Sullivan
12. Dezember 2024

Der designierte US-Präsident Donald Trump will Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Kanada und Mexiko erheben. Dieser Schritt hätte für zwei der wichtigsten Wirtschaftspartner der USA verheerende Folgen.

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Vom Computer generiertes Luftbild des mit Containern vollgestellten Hafens von Oakland, Kalifornien
Der Handel zwischen den USA und Mexiko und Kanada könnte schwerer werden. Wem wird es schaden?Bild: Justin Sullivan/Getty Images

Die Regierungen von Kanada und Mexiko haben an der Drohung des designierten US-Präsidenten Donald Trump, hohe Zölle auf Exporte in ihren jeweils wichtigsten Handelsmarkt zu erheben, schwer zu kauen. Beide Regierungen wägen nun ihre Optionen ab.

Trump will hohe Zölle an seinem ersten Tag nach seiner Rückkehr im Januar einführen. Er begründet das damit, dass Mexiko und Kanada dabei versagt hätten, illegale Migration und Drogenhandel an den US-Grenzen zu verhindern.

Viele Ökonomen sind der Ansicht, Zölle würden sowohl für Kanada als auch für Mexiko sehr schädlich sein, ganz besonders für das südliche Nachbarland. "Mexiko ist eng mit der US-Wirtschaft verbunden, und jeder Handelsstreit wird beiden Volkswirtschaften schwer schaden - Mexiko aber viel mehr als den USA", sagte Jeffrey J. Schott, Senior Fellow am Peterson Institute for International Economics, gegenüber der DW.

Wendy Wagner, eine auf internationalen Handel spezialisierte Anwältin bei der Kanzlei Gowling WLG im kanadischen Ottawa, sagt der DW, Zölle würden Kanada ernsthafte Probleme bereiten. "25-prozentige Einfuhrzölle am wichtigsten Exportmarkt scheinen ein sehr unrealistisches und schädliches Unterfangen."

Trump droht der Welt mit Zöllen

Teile und herrsche

Die Zolldrohungen aus den USA haben auch zu Spannungen zwischen Mexiko und Kanada geführt. Beide Länder streiten über ihre jeweiligen Ansätze in Grenz- und Drogenfragen. Während eines Treffens mit Trump in dessen Anwesen in Florida im vergangenen Monat hatte Kanadas Premierminister Justin Trudeau Medien zufolge Trump davon zu überzeugen versucht, Kanada und Mexiko in Drogen- und Grenzfragen nicht über einen Kamm zu scheren.

Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum sagte, Kanada habe "ein sehr ernstes Problem mit Fentanyl" und fügte hinzu, dass "Mexiko nicht als Teil von Wahlkampagnen genutzt werden sollte." Dabei bezog sie sich auf die bevorstehenden Wahlen in Kanada. Sheinbaum hatte mit Trump telefoniert und nachher gesagt, "es werde keinen Zollkrieg geben". Sie habe Trump Zusicherungen in Bezug auf Migrationsinitiativen und Drogenhandel gegeben.

Jeffrey Schott glaubt, Trumps Strategie sei es, mit beiden Ländern getrennt zu verhandeln und so das United States-Mexico-Canada Agreement (USMCA) zu untergraben, das während seiner ersten Amtszeit ausgehandelt wurde. "Trump verhandelt gern bilateral", sagte er. "Er wird dies also nicht als gemeinsames nordamerikanisches Problem behandeln."

Buenos Aires 2018: Die Regierungschefs Peña Nieto, Trump und Trudeau unterzeichnen das USMCA-Handelsabkommen
2018 unterzeichneten die Regierungschefs der USA, Mexikos und Kanadas das USMCA-HandelsabkommenBild: Ron Przysucha/ZUMA/IMAGO

Ein neuer Deal oder gar kein Deal?

Die Gouverneure einiger kanadischer Provinzen haben angeregt, dass Kanada einen eigenen Deal mit den USA aushandelt und Mexiko ausschließt. Premierminister Trudeau selbst sagt, er unterstütze das USMCA und seine Aufrechterhaltung sei seine "erste Wahl". Er deutete aber auch an, dass es alternative Optionen gebe, die davon abhängen würden, welche Entscheidungen Mexiko trifft.

William Reinsch, leitender Wirtschaftsberater beim Center for Strategic & International Studies, hält Zölle auf Kanada und Mexiko für eine "Drohkulisse". Er betonte, dass das USMCA 2026 reif für Neuverhandlungen sei. "Das ist unvermeidlich. Sie müssen sich sowieso damit befassen", sagte er. "Bestenfalls wird Trump die Verhandlungen um ein Jahr vorverlegen, aber es werden immer noch dieselben Verhandlungen sein. Es ist kompliziert, weil es bei der Drohung um Drogen und Migranten geht. Es geht nicht um Handel."

Kombo Präsidentin Mexiko Claudia Sheinbaum Pardo mit Trump
Nach einem Telefonat mit Donald Trump war Claudia Sheinbaum optimistisch, "es werde keinen Zollkrieg geben"Bild: ZUMA Press Wire/IMAGO;TNS/ABACA/IMAGO

Von der Drohung zur Realität

Sollte in der Zollfrage aus der Bedrohungskulisse doch Realität werden, würde das die Wirtschaften Mexikos und Kanadas vor enorme Herausforderungen stellen. Kanada exportiert eine breite Palette von Waren und Rohstoffen in die USA, von Erdöl über Gasturbinen bis hin zu Holz und Autos. Wagner sagt, ein zusätzlicher Faktor in der Beziehung sei die Verflechtung ihrer Lieferketten, insbesondere in der Automobilindustrie.

Laut dem Observatory of Economic Complexity des Massachusetts Institute of Technology (MIT) gingen 2022 fast 75 Prozent aller kanadischen Exporte in die USA. Das macht deutlich, wie wichtig es für Kanada ist, Zölle zu vermeiden. "Das ist eine sehr hohe Zahl. Aber sie wird noch wichtiger, wenn man bedenkt, dass Kanada eine Exportwirtschaft ist", sagt Wendy Wagner. "Es gibt keinen großen Binnenmarkt. Die meisten kanadischen Unternehmen gehen mit der Erwartung ins Geschäft, dass sie ihre Waren exportieren werden."

USA Kanada Trump Trudeau
Im Gegensatz zu Donald Trump unterstützt Justin Trudeau (rechts) das USMCA, es sei seine "erste Wahl"Bild: Sean Kilpatrick/The Canadian Press/empics/picture alliance

Mexikos Abhängigkeit

Mexiko hängt sogar noch stärker vom US-Markt ab. Laut MIT sind 77 Prozent seiner Waren im Jahr 2022 dorthin ausgeführt worden. Der Automobilsektor ist besonders betroffen und Jeffrey Schott betont, dass höhere Zölle Autos in den USA teurer machen würden. "Das wird kein Vorteil für die US-Produktion. Die Unternehmen, die durch die Zölle auf Importe aus Mexiko geschädigt werden, produzieren auch in den USA. Diese Kosten werden an den US-Verbraucher weitergegeben", sagt er.

Und er fügt hinzu, dass die Einführung von Zöllen auf Importe aus Mexiko eines der Probleme noch größer machen könnte, die Trump zu lösen versucht: die Migration.

"Ein Schaden für die mexikanische Wirtschaft verschlechtert die wirtschaftlichen Bedingungen in Mexiko und fördert so die illegale Migration in die USA. Ich bin nicht sicher, ob dieser Faktor in den Vorschlägen der kommenden Trump-Regierung ausreichend berücksichtigt wird."

Drogensüchtige in Philadelphia - eines der Probleme der USA, die Trump mit Strafzöllen lösen möchte
Drogensüchtige in Philadelphia - eines der Probleme, die Trump mit Strafzöllen lösen möchteBild: Spencer Platt/Getty Images

Leere Drohung oder ernstes Risiko?

Im Falle von Zöllen wären Vergeltungsmaßnahmen sowohl von Mexiko als auch von Kanada wahrscheinlich, sagt William Reinsch. "Die mexikanische Präsidentin hat bereits gesagt, dass sie Zölle verhängen würde", so der Wirtschaftsberater. "Und ich denke, die politische Situation würde auch die Kanadier dazu zwingen, das zu tun. Das wäre für alle drei Volkswirtschaften enorm schädlich und würde zu enormer Inflation führen."

Doch noch besteht ein gewisser Optimismus, dass die Zölle doch nicht eingeführt werden. Es entspricht schließlich Trumps Verhandlungsstil, erst einmal massiv zu drohen, bevor er einem Deal zustimmt. "Zölle sind wirklich eine sehr unvollkommene Lösung", sagt Wendy Wagner. "Hoffentlich gibt es noch andere Möglichkeiten, die Probleme zu lösen."

Die Tatsache jedoch, dass Trump während seiner ersten Amtszeit bereits Zölle auf Stahl und Aluminium aus Kanada und Mexiko verhängt hat, führt dazu, dass viele die erneute Drohung ernst nehmen. "Er hat es getan und wäre bereit, es unter den richtigen Umständen erneut zu tun", sagt Jeff Schott.

Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen adaptiert.