Michael Wolf und das Leben in der Großstadt
Wie wollen wir leben? Diese Frage stellt sich der preisgekrönte Fotograf Michael Wolf. Eine direkte Antwort gibt er in seinen Bildern jedoch nicht. Das bleibt dem Betrachter am Ende selbst überlassen.
Platzmangel in Großstädten
Dicht an dicht, Tetris Level 12, keine Luftzirkulation, kein Ausblick: Das einzige Merkmal, das die riesigen Wohnkomplexe unterscheidet, ist der Anstrich. In der Serie "Architecture of Density" richtet Michael Wolf die Linse seiner Kamera auf das Leben in der Metropole Hongkong, wo er seit 1994 lebt.
Atmosphäre der Ausweglosigkeit
Es gibt kein oben und kein unten, als ob sich das ganze Leben in dieser einen Platte abspielen würde. Kein Himmel, keine Erde - der Fotograf zeichnet eine Atmosphäre der Ausweglosigkeit, die den Betrachter atemlos zurücklässt.
Beklemmende Lebensverhältnisse
Michael Wolf will sensibilisieren, anregen, dokumentieren. Bereits jetzt ist Wohnraum knapp und unbezahlbar. Wie wollen wir in 30 Jahren leben, wenn laut den Vereinten Nationen zwischen neun und zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben werden? Eine direkte Antwort gibt der Fotograf in seinen Bildern jedoch nicht. Das bleibt dem Betrachter am Ende selbst überlassen.
Der Preis des urbanen Lebens
Volle Züge - bis in den letzten Winkel vollgestopft. Gesichter - gegen die Scheiben gepresst. Michael Wolf hat in der Serie "Tokyo Compression" Berufspendler fotografiert: anonym, nah, verwundbar.
Grenzüberschreitend
Die Serie "Tokyo Compression" entstand zwischen 2010 und 2013. Der Künstler konnte die Bilder nur an einem bestimmten Bahnsteig machen, der nicht von Kameras überwacht wurde. Das Fotografieren in Japans Hauptstadt ist an öffentlichen Orten stark reglementiert.
Der freie Ausblick
Irgendwann wurde Michael Wolf die Metropole zu eng. Ein Leben ohne Rückzugsmöglichkeiten - unmöglich. Der Künstler kehrte der Großstadt den Rücken und ließ sich auf der Insel Cheung Chau nieder. Dort entstand die Serie "Cheung Chau Sunrise". Jeden Morgen fotografierte Michael Wolf vom Dach seines Hauses aus den Sonnenaufgang: Kitsch und Romantik statt der beklemmenden Enge in der Stadt.
Ein Meer aus Plastik
Eine beeindruckende Installation aus 20.000 Spielzeugen "made in China" richtet den Blick des Betrachters auf den allgegenwärtigen Konsum. Inmitten der bunten Plastikpalette positioniert der Künstler Porträts von Fabrikarbeiterinnen und -Arbeitern: ein starkes sozialpolitisches Statement. Für diese Bilder wurde Michael Wolf 2005 mit dem World Press Photo ausgezeichnet.
Ein nüchterner Blick
Es ist eins seiner frühesten Werke - "Bottrop-Ebel" aus dem Jahr 1976. Es ist die Zeit, als das Ruhrgebiet einen tiefgreifenden Strukturwandel erlebt und die Menschen um ihre Arbeitsplätze und Existenz fürchten. Die Serie entstand im Rahmen von Wolfs Abschlussarbeit an der Folkwangschule in Essen.