Radikale Kurden bekennen sich zu Anschlägen
11. Dezember 2016Mit den Anschlägen hat die TAK (Freiheitsfalken Kurdistans) nach eigenen Angaben auf die Gefangenschaft des PKK-Anführers Abdullah Öcalan und die türkischen Militäroperationen vor allem im Südosten des Landes aufmerksam machen wollen. Solange diese Aktionen des türkischen Militärs anhielten, solle "niemand erwarten, ein geruhsames Leben in der Türkei führen zu können", heißt es in einer im Internet verbreiteten Mitteilung.
Nicht der erste TAK-Anschlag
Die TAK gilt als radikale Splittergruppe der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Sie bekannte sich im vergangenen Jahr wiederholt zu Anschlägen auf die Sicherheitskräfte in Istanbul, Ankara und anderen Städten. Unter Experten ist umstritten, wie weit die TAK mit der PKK verbunden ist. Seit dem Zusammenbruch eines zweijährigen Waffenstillstands im Sommer 2015 liefern sich die PKK und die türkischen Sicherheitskräfte erbitterte Kämpfe im Südosten des Landes.
Bei einem Autobomben - und einem Selbstmordanschlag im Istanbuler Viertel Besiktas waren am Samstagabend 38 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten sind 30 Polizisten. Mehr als 150 weitere Menschen wurden verletzt.
Die erste Bombe explodierte nach Angaben von Innenminister Süleyman Soylu anderthalb Stunden nach dem Ende eines Fußballspiels zwischen den Erstligisten Besiktas und Bursaspor in der Nähe des Stadions von Besiktas. Es habe sich um eine Autobombe gehandelt, die gegen Polizisten gerichtet gewesen sei. Nur 45 Sekunden nach dem ersten Anschlag sprengte sich ein Selbstmordattentäter im Macka Park neben dem Stadion in die Luft. Auch dieses Attentat sei gegen Beamte gerichtet gewesen, die die Straßen wegen des Fußballspiels gesichert hätten, hieß es aus dem Innenministerium. Bislang habe es 13 Festnahmen gegeben.
Zugleich kündigte Soylu Vergeltungsaktionen gegen kurdische Aufständische an. "Früher oder später werden wir uns rächen", so der türkische Innenminister.
Erdogan-Vertrauter kritisiert die EU
Nach dem Doppelanschlag in Istanbul kritisierte der Erdogan-Vertraute und AKP-Abgeordnete Mustafa Yeneroglu die Haltung Europas zur verboten kurdischen Arbeiterpartei PKK scharf. "Während die PKK in allen westeuropäischen Ländern äußerst bequem ihrer Propaganda nachgehen kann und nicht wie andere Terrororganisationen wie die ISIS behandelt und bekämpft wird, mordet sie in der Türkei tagtäglich", teilte Yeneroglu mit.
Es stelle sich die Frage, "welche Konsequenzen" die Verbündeten der Türkei aus dem Bombenanschlag zögen, so Yeneroglu. Solidarität mit der Türkei messe sich in Taten.
Staatschef Recep Tayyip Erdogan betonte, sein Land werde weiter mit aller Macht gegen Terror vorgehen. "Wann immer die Türkei einen positiven Schritt in Richtung Zukunft macht, ist die Antwort sofort Blut, Brutalität, Chaos mit den blutigen Händen von Terrororganisationen", heißt es in einer Erklärung auf der Webseite des Präsidenten.
Bundesregierung bekundet Mitgefühl
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem menschenverachtenden Terroranschlag. Ihr Regierungssprecher Steffen Seibert schrieb über den Kurzbotschaftendienst Twitter :
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) äußerte sich "erschüttert" über den Doppelanschlag. "Wir verurteilen diese terroristischen Anschläge auf das Schärfste und trauern gemeinsam mit unseren türkischen Partnern", erklärte er in Berlin. "Besonders perfide ist: Diese Taten sollten so viele Menschen wie möglich treffen." Ursula von der Leyen kondolierte in einem Schreiben an ihren türkischen Kollegen. "Mein Gedanken sind mit Ihnen und allen, die unter diesem unmenschlichen Terror leiden."
Der Nationale Sicherheitsrat der USA bekräftigte, Washington stehe Ankara, "unserem NATO-Verbündeten, gegen alle Terroristen, die die Türkei, die USA und den Weltfrieden und die Stabilität bedrohen" zur Seite.
haz/cgn (rtr, afp, dpa)