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Mission impossible

Peter Philipp16. September 2004

Die Bundeswehr ist in Afghanistan mit regionalen Aufbauteams auch in den Provinzen aktiv. Inzwischen werden die Zweifel an der Effizienz dieses ausgeweiteten Engagements immer lauter. Peter Philipp kommentiert.

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Peter Philipp

Gegen Ende der ersten Afghanistan-Konferenz 2001 auf dem Petersberg bei Bonn war es ein in Deutschland lebender Exil-Afghane, der als erster von der Möglichkeit eines deutschen Truppeneinsatzes in Afghanistan sprach. Amin Farhang ist inzwischen Aufbauminister in Kabul und die Präsenz der Bundeswehr dort längst Realität. Aber nun ist es wieder Farhang, der kritisiert, die Bundeswehr habe in ihrem neuen Einsatzort Faisabad versagt und überhaupt sei das Konzept ihres Einsatzes fraglich.

Die Bundeswehr hat inzwischen klargestellt, dass sie sich in Faisabad korrekt verhalten habe, als sie nicht gegen eine große Anzahl wütender Demonstranten eingeschritten sei. Ihr Einsatz in Afghanistan wird aber immer mehr zum Thema eines politischen Streits in Deutschland: Ist es sinnvoll, Bundeswehrsoldaten in Afghanistan zu stationieren? Können diese dem Land überhaupt helfen oder wird dieser Einsatz nicht eines Tages in einem blutigen Fiasko enden?

Fragen, die keiner beantworten kann und auch - besonders in der Politik - keiner beantworten will. Das deutsche Engagement begann damit, dass die Bundeswehr an der "ISAF" teilnahm. Diese durch UN-Mandat gebildete internationale Truppe, sollte in Kabul - und nur dort - helfen, die neue Regierung unter Präsident Hamid Karsai abzusichern. Die Deutschen - nach einer langen Geschichte gut-freundschaftlicher Beziehungen mit Afghanistan willkommene "Gäste" am Hindukusch - übernahmen eine Zeitlang das Kommando der ISAF und machten sich einen guten Namen in Kabul. Bald aber war allen klar, dass die afghanische Regierung ohne fremde Hilfe unfähig sein würde, ihre Kontrolle über andere Teile des Landes auszuweiten. Und ohne diese Teile zu kontrollieren, würde Karsai kaum mehr sein als das, was frühere Herrscher vor ihm waren: Ein besserer Oberbürgermeister von Kabul.

Deutschland war jedoch nicht an einer Ausweitung des Mandats interessiert. Dies hätte eine Verstärkung der Truppen in Afghanistan bedeutet, und vor allem die Entsendung in gefährliche Gegenden. Denn der Krieg in den Provinzen geht weiter. Die Lösung hieß: "Regionale Wiederaufbauteams" (PRTs). Diese kleinen Militäreinheiten sollen in der Provinz den Boden bereiten für den Einsatz von Hilfsorganisationen und schließlich auch der Regierung. Inzwischen gibt es 16 solcher Teams, zwei davon aus Deutschland. Die meisten unterstehen inzwischen auch der ISAF, aber in Faisabad hat sich gezeigt, dass dieses Konzept nur funktioniert, wenn alle mitspielen. Tun sie es nicht, könnte es sich allzu leicht als "mission impossible" erweisen.

Die kleinen Einheiten sind zum Beispiel kaum in der Lage, sich selbst, geschweige denn andere zu schützen. Aktiv gegen Störenfriede vorzugehen ist auch nicht ihre Aufgabe und im Gegensatz zu den Briten sollen die Deutschen auch nichts gegen den Drogenanbau unternehmen - die Einnahmequelle der "warlords", die noch immer das Sagen haben in der Provinz. Diese regionalen Herrscher sind weiterhin das Grundübel der afghanischen Misere: Sie verhindern das Zusammenwachsen eines neuen Afghanistan, ohne sie geht aber erst recht nichts. Die Regierung Karsai kann sie meist nicht entmachten und "Wiederaufbauteams" fremder Streitkräfte können das erst recht nicht. So verpufft gut gemeinte Hilfe für Afghanistan wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Und die Lösung der Probleme des Landes lässt weiter auf sich warten.