Musik als Lebenselixier: Kurt Masur
Er war einer der großen Dirigenten. Doch er gab sich stets bescheiden und wollte nie ein "Star" sein. Zuletzt war er schwer gezeichnet von seiner Parkinson-Erkrankung. Aufgegeben hat er nie. Die Musik war sein "Motor".
Preisgekrönter Maestro
1955 bis 1972 dirigiert Masur in Dresden und Berlin. Er wird einer der wichtigsten Dirigenten der DDR. Die Liste der Auszeichnungen für Masur ist lang. Nach den DDR-Würdigungen folgten im vereinten Deutschland unter anderem das Bundesverdienstkreuz, der Deutsche Fernsehpreis, der Westfälische Friedenspreis, der Klassik-Echo für sein Lebenswerk und 2013 der Europäische Kulturpreis.
Kapellmeister am Leipziger Gewandhaus
Von 1970 bis 1996 ist Masur Gewandhauskapellmeister in Leipzig. Nach seinem Abschiedskonzert an Silvester 1996 wird er zum ersten Ehrendirigenten des Orchesters ernannt. Das Neue Gewandhaus am Augustusplatz (Bild) und zwei ebenfalls Gewandhaus genannte Vorgängerbauten an anderer Stelle sind seit 1781 Heimstätte des Gewandhausorchesters.
"Wir bitten dringend um Besonnenheit"
Im Herbst 1989 trägt Masur (3. v. r.) mit seinem Gewaltverzichts-Appell zum unblutigen Ende der DDR bei. Zusammen mit den "Leipziger 6" ruft er zur Besonnenheit bei der Montagsdemonstration auf. Mehr als 70.000 Menschen hören den Appell. Später kommentiert er: "Ich war nur einer der bekanntesten von denen, die ihre Angst überwunden hatten."
Kurt Masur in New York
Von 1991 bis 2002 ist Masur Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker. Das amerikanische Publikum verehrt ihn. Der Geschäftsleiter des Orchesters Matthew VanBesien sagte jetzt "in tiefster Trauer": Masur habe ein Vermächtnis gesetzt, das bis heute fortbestehe. "Was wir lebhaft in Erinnerung behalten, ist Masurs tiefer Glaube an die Musik als Ausdruck von Menschlichkeit."
Musiker von Weltrang
Von 2002 bis 2008 leitet Masur das Orchestre National de France. Außerdem ist er Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra (Bild). In diesen Funktionen habe Masur "vielen Menschen überall auf der Welt unvergleichliche Musikerlebnisse geschenkt", würdigt ihn Bundespräsident Gauck.
Der Kampf gegen die Krankheit
2012 bricht sich Masur bei einem Konzert das Schulterblatt. Danach macht er öffentlich, dass er an Parkinson leidet. 2013 stürzt er wieder: Die Hüfte ist gebrochen. Masur muss mehrere Konzerte absagen. Doch er kämpft sich immer wieder ans Pult zurück. Masur ist sich auch für kleinere Orchester nicht zu schade. Im Juni 2014 dirigiert er ein Konzert in der Berliner Philharmonie - im Rollstuhl.
Nicht auf den Tod gewartet
Als "Star" wollte Masur nie bezeichnet werden. Er sagte einmal, dass er stets an seiner musikalischen Vollkommenheit zweifelte. Trotzdem war er einer der größten deutschen Dirigenten. Als 80-Jähriger sagte er: "Es hält mich fit, wenn ich weiß, morgens um 10 Uhr ist Probe. Soll ich aufhören und auf den Tod warten?" Das hat Kurt Masur gewiss nicht getan. Im Alter von 88 Jahren ist er nun verstorben.