1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Neckermann vor dem Aus

18. Juli 2012

Noch ein deutsches Traditionsunternehmen hat einen Insolvenzantrag gestellt. Der Eigentümer aus den USA hatte den Geldhahn für Neckermann zugedreht. 2000 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe.

https://p.dw.com/p/15ZqB
Neckermann-Katalog (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Monatelang haben das Eigentümer-Management, der Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi um die Restrukturierung des Versandhändlers Neckermann gerungen - ohne Erfolg, nun musste das Unternehmen Insolvenz beantragen. "Der Eigentümer des Unternehmens hält das Ergebnis dieser Verhandlungen nicht für tragfähig und wird keine weiteren Mittel zur Verfügung stellen", erklärte Neckermann.

Noch im April hatte der Eigentümer Sun Capital signalisiert, weitere 25 Millionen Euro bereitzustellen - unter der Vorraussetzung, dass alle Beteiligten gemeinsam an der Umstrukturierung des Unternehmens arbeiteten. Doch das reichte Neckermann offenbar nicht: "Der Plan, der Sun vom Unternehmen vorgelegt wurde, hätte bei rund 60 Millionen Euro gelegen", so eine Sprecherin von Sun Capital. "Das ist der Grund, warum Sun nicht Ja zu diesem Plan sagen kann". Von der Insolvenz sind laut Gewerkschaftsangaben rund 2000 Mitarbeiter betroffen.

Verluste durch Kataloggeschäft

Neckermann, 1950 in Frankfurt gegründet, war Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. Als eines der ersten Versandhäuser hatte Neckermann auch ein Online-Geschäft aufgebaut und zählt zu den größten deutschen Online-Versandhändlern. Das Unternehmen wurde dann 2007 mehrheitlich an den US-Investor Sun Capital verkauft, ein Stellenabbau folgte.

Der Unternehmer und Dressurreiter Josef Neckermann arbeitet im Dezember 1979 an seinem Schreibtisch auf seinem Gestüt in Götzenhain bei Offenbach. (Foto: Karl Staedele dpa)
Der 1992 verstorbene Gründer Josef NeckermannBild: picture-alliance/dpa

Nach der Pleite des anderen Eigners Arcandor übernahm Sun 2010 auch die übrigen Anteile. Doch die Verluste aus dem Kataloggeschäft fraßen langsam die Gewinne aus dem Online-Handel auf - so wurde im April dieses Jahres ein radikaler Personalumbau beschlossen. Der Streit, wie dieser vonstattengehen sollte, gipfelte nun im Insolvenzantrag. Laut Gewerkschaftsangaben hat Sun Capital rund 200 Millionen Euro in das Unternehmen investiert.

nm/det (dpa, rtr, afpd)