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Nepal fehlen Touristen

1. August 2015

Der Wiederaufbau nach dem Erdbeben in Nepal wird noch Jahre dauern. Das Geld von Touristen würde dringend gebraucht - doch die meiden seither das Land. Derzeit macht zudem der Monsun den Helfern das Arbeiten schwer.

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Auf dem Durbar Square in Bhaktapur wimmelt es normalerweise von Touristen (Foto: Getty)
Auf dem Durbar Square in Bhaktapur wimmelt es normalerweise von TouristenBild: Getty Images/O. Havana

Drei Monate nach dem schweren Erdbeben in Nepal ist die Zahl der Touristen in dem Himalaya-Land dramatisch zurückgegangen. "Langsam nimmt es jetzt wieder Fahrt auf. Wir erwarten im Herbst etwa 60 Prozent der Touristenzahlen im Vergleich zum vergangenen Jahr", erklärte Sarad Pradhan von der Tourismusbehörde in Kathmandu der Deutschen Presse-Agentur.

Immerhin: Viele Tempelanlangen und Wanderrouten sind wieder geöffnet. Zwei der beliebtesten Trekking-Gebiete wurden von den Erdbeben-Experten der Agentur Miyamoto unter die Lupe genommen. Rund um das Annapurna-Massiv seien nur drei Prozent der Häuser und keine der begutachteten Brücken beschädigt gewesen, heißt es in dem Bericht. Auch der Weg sei kaum von Erdrutschen bedroht; nur an wenigen Stellen wurden Umwege empfohlen.

Eine Souvenir-Verkäuferin wartet in Bhaktapur auf Kunden (Foto: Getty)
Eine Souvenir-Verkäuferin wartet in Bhaktapur auf KundenBild: Getty Images/O. Havana

Die Trekking-Routen in Langtang und Manaslu sind nach Regierungsangaben derzeit nicht begehbar. Im Mount-Everest-Gebiet machte Miyamoto größere Schäden und Gefahren aus. Doch könne dort mit einiger Vorsicht gewandert werden. Der DAV Summit Club, kommerzielle Tochter des Deutschen Alpenvereins, bietet in diesem Herbst Touren zum Mount-Everest-Basislager und am Annapurna an. "Das kann man machen, das haben wir uns vor Ort angesehen", sagte ein Sprecher.

Alle bis auf eine der UNESCO-Weltkulturerbestätten sind seit Mitte Juni wieder für Besucher zugänglich. "Der Wiederaufbau dieser historischen Stätten hat schon begonnen", erklärte Pradhan. Chitwan, Pokhara oder der Geburtsort von Buddha, Lumbini, seien kaum beschädigt worden. Das Geld der Touristen sei nötig für Nepal, um wieder auf die Füße zu kommen, heißt es in einer Mitteilung der Behörde.

Hilfsorganisationen weisen darauf hin, dass in den vom Beben betroffenen Gebieten noch immer die Mehrheit der Menschen in provisorischen Unterkünften lebt. Viele hausen in Zelten - die kaum gegen den Monsunregen oder Kälte schützen. "Aktuell brauchen die Menschen einen trockenen Platz zum Leben. Darauf konzentrieren wir uns", erklärte Shankar Pradhananga, Nepal-Direktor von SOS-Kinderdörfer.

Ein Leben für Nepal

Enges Zeitfenster zwischen Monsun und Winter

Der beginnende Monsun macht auch den Helfern zu schaffen. "Die starken Regenfälle verhindern im Moment den Beginn des Wiederaufbaus von Häusern", sagte der Asien-Koordinator der Diakonie-Katastrophenhilfe, Michael Frischmuth. Seine Organisation plant derzeit mit ihren lokalen Partnern den Bau von rund 500 erdbebensicheren Häusern für besonders betroffene Familien. "Das Zeitfenster zwischen Ende des Monsuns und Einsetzen von Kälte und Schnee im Winter ist vor allem in den Höhenlagen kurz", erklärte Frischmuth.

Vielerorts sind die zerstörten Wohnviertel noch nicht wieder aufgebaut (Foto: Getty)
Vielerorts sind die zerstörten Wohnviertel noch nicht wieder aufgebautBild: Getty Images/O. Havana

"Es wird wohl rund fünf Jahre dauern, bis alle zerstörten Gebäude in Nepal wieder intakt oder neu errichtet sind", schätzt der Leiter des Kindernothilfe-Asienreferats, Jörg Denker. "Die größten Herausforderungen sind das schiere Ausmaß der Katastrophe und die schwierige Erreichbarkeit vieler Standorte." Viele Helfer sorgen sich um die Situation von Kindern in den betroffenen Gebieten. Nach Angaben der Kindernothilfe haben noch immer 370.000 Kinder keinen sicheren Zugang zum Schulunterricht. Die Organisation will sich daher beim Wiederaufbau auf Schulgebäude konzentrieren.

Die SOS-Kinderdörfer weltweit warnen vor verheerenden hygienischen Zuständen. Zu befürchten sei die Ausbreitung von Krankheiten wie Typhus und Cholera, teilte die Organisation in München mit.

Das Erdbeben vom 25. April 2015 gilt als die tödlichste Katastrophe in der Geschichte Nepals. Laut Regierung starben insgesamt 8800 Menschen, rund 22.300 wurden verletzt. Über 3000 Erdrutsche wurden seit dem Beben gezählt. Fast 600.000 Häuser sind nach Diakonie-Angaben zerstört, rund 280.000 beschädigt.

stu/fab (afp, dpa)