Neuer Castor-Transport rollt
16. Dezember 2010Der neue Castor-Transport startete in Südfrankreich am Dienstagabend, wie Augenzeugen berichteten. In den Castoren befinden sich rund 2500 Brennstäbe, die jahrelang im Kernforschungszentrum Cadarache lagerten. Ursprünglich stammen die Brennstäbe aus einem 1991 im baden-württembergischen Karlsruhe stillgelegten Forschungsreaktor und von dem 1979 außer Betrieb gestellten atomgetriebenen Forschungsschiff "Otto Hahn".
"Sachlich und gewaltfrei"
Der Transport zum bundeseigenen Zwischenlager Nord in Mecklenburg-Vorpommern wird von einem Großaufgebot der Polizei gesichert. Wegen der zu erwartenden Proteste sind Tausende Beamte im Einsatz. Die deutsche Grenze sollen die Castoren im Laufe dieses Mittwochs (15.12.2010) passieren. Mit Hinweis auf die Witterung und mögliche Behinderungen an der Strecke wurden keine Angaben zum Verlauf der Route gemacht.
"Es geht Sicherheit vor Schnelligkeit", erklärte der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier. Zugleich appellierte der christdemokratische Politiker an die Atomkraftgegner, ihren Protest "sachlich und gewaltfrei zu artikulieren". Bisher genehmigten die Behörden elf Mahnwachen entlang der Strecke zum Zwischenlager bei Lubmin; insgesamt soll es jedoch etwa 70 Veranstaltungen geben. Der Protest sei mit dem in Gorleben vor einigen Wochen aber nicht zu vergleichen, meinte Caffier.
Heranpirschen an Gleise
Wie schon beim Atommüll-Transport nach Gorleben wollen Kernkraftgegner offenbar auch den Transport nach Lubmin durch Unterhöhlung von Bahngleisen behindern. In der Region um Greifswald hätten Unbekannte an mehreren Stellen probiert, heimlich Schotter abzutragen, sagte Joachim Franklin, der den Einsatz der Bundespolizei bei dem neuen Castor-Transport leitet.
Die Umweltschutz-Organisation Greenpeace forderte, den Castor-Transport zum Zwischenlagerstandort Philippsburg in Baden-Württemberg umzuleiten. Die Lagerung von Atommüll müsse "nach dem Verursacherprinzip" erfolgen. Deshalb müssten die Castoren nach Baden-Württemberg gebracht werden, wo der Atommüll produziert worden sei. "Der Karlsruher Atommüll ist in Lubmin völlig fehl am Platz", betonte eine Greenpeace-Sprecherin.
Autor: Christian Walz (dpa, afp)
Redaktion: Reinhard Kleber