Neuer Emir von Kuwait vereidigt
30. September 2020Einen Tag nach dem Tod des Emirs von Kuwait hat dessen jüngerer Halbbruder in dem ölreichen Staat am Persischen Golf die Nachfolge am der Staatsspitze angetreten. Scheich Nawaf al-Ahmed Al-Sabah legte den Amtseid in der Nationalversammlung ab und wurde ins Amt eingeführt. Der 83-Jährige war seit 2006 Kronprinz von Kuwait und ist ein jüngerer Halbbruder des Verstorbenen.
Große politische Änderungen in Kuwait werden von dem neuen Emir nicht erwartet. Scheich Nawaf diente über zwei Amtszeiten insgesamt 13 Jahre als Innenminister und half dabei, das Innenministerium in seiner heutigen Form aufzubauen. Bei der Invasion der Truppen des irakischen Diktators Saddam Hussein im Nachbarland Kuwait 1990 war er Verteidigungsminister. Im darauffolgenden Zweiten Golfkrieg kämpfte ein von den USA angeführtes Bündnis um die Befreiung des Öl-Emirats. Scheich Nawaf gilt als jemand, der den Kurs des verstorbenen Monarchen fortsetzen dürfte. Seine Ernennung zum Emir nährte umgehend Spekulationen, wer zum neuen Kronprinzen berufen werden könnte.
Verdienste als Vermittler
Scheich Sabah al-Ahmed al-Sabah war am Dienstag im Alter von 91 Jahren in den USA gestorben. Er versuchte sich als Vermittler bei Konflikten in der Region und bemühte sich unter anderem, die diplomatische Krise zwischen einem Bündnis um Saudi-Arabien und Katar seit 2017 zu entschärfen. Der Leichnam Scheich Sabahs soll an diesem Mittwoch aus den USA in Kuwait eintreffen.
UN-Generalsekretär António Guterres teilte mit, er sei tief bewegt vom Tod des Emirs. Dieser sei ein "außergewöhnliches Symbol von Weisheit und Großzügigkeit" gewesen. US-Präsident Donald Trump würdigte den Emir in einer Mitteilung für seine "unermüdliche Vermittlung" bei Konflikten im Nahen Osten und bezeichnete ihn als "einmaligen Diplomaten". Auch die gesamte Spitze der Europäischen Union bedauerte in einer am Abend verbreiteten Erklärung den Tod des Emirs, dessen Außenpolitik Kuwait zu einem "engen Partner" der EU gemacht habe.
Trauer in der Region
Staatsoberhäupter in der Region reagierten mit Bestürzung und Trauer. Der Emir sei ein "großartiger und einzigartiger Anführer" gewesen, teilte das Büro von Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi mit. Scheich Sabah sei ein "Bruder und Freund" gewesen. Der libanesische Präsident Michel Aoun erklärte, der Emir habe seinem Land, seinem Volk und den brüderlichen arabischen Staaten ein Leben lang gedient. Jordaniens König Abdullah II. rief eine 40 Tage lange Trauer aus.
An der Bestattung dürfen nach einem Beschluss des Ministeriums für höfische Angelegenheiten nur Angehörige teilnehmen. Grund für die Einschränkungen sei der "Schutz der Gesundheit", teilte das Ministerium mit - offenbar ein Verweis auf Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. In Kuwait wurde am Dienstag eine 40 Tage lange Trauer ausgerufen. Die Flaggen stehen auf halbmast. Öffentliche Einrichtungen sollen aber lediglich für drei Tage geschlossen bleiben.
kle/ww (dpa, afp, rtre, ape)