Pakistan zahlt Wiederaufbau von Hindutempel
1. Januar 2021Geschichte wiederholt sich: Bereits 1997 war der Hindutempel in der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa zerstört worden. Vor zwei Tagen wurde er erneut Ziel der Zerstörungswut von Islamisten.
Mehr als 1500 radikale Muslime hatten den Tempel im Distrikt Karak am Mittwoch gestürmt, das Gebäude mit Hämmern und anderen Werkzeugen zerstört und dann in Brand gesteckt. Angeführt wurde der Mob von islamischen Gelehrten und Anhängern der islamistischen Partei Jamiat Ulema-e-Islam (JUI-F), eine der größten muslimischen Parteien Pakistans.
Mehr Schutz für Gotteshäuser versprochen
Khyber Pakhtunkhwa im Nordwesten Pakistans liegt an der Grenze zu Afghanistan und gilt seit langem als eine Hochburg der radikalislamischen Taliban. Die allermeisten der 36 Millionen Einwohner der Provinz sind Muslime.
Der Anschlag auf den Hindutempel wurde verübt, nachdem die Behörden grünes Licht für die Renovierung des Gebäudes erteilt hatten. Laut Medienberichten wurden mittlerweile mehr als 40 mutmaßliche Täter im Zusammenhang mit dem Anschlag verhaftet. Darunter sei auch ein islamischer Geistlicher, hieß es.
Religionsminister Noorul Haq Qadri verurteilte die Brandstiftung als "Verschwörung gegen die gesellschaftliche Harmonie". Der Islam verbiete Angriffe auf Kultstätten religiöser Minderheiten, so der Minister. Der Chef der Provinzregierung, Mahmood Khan, kündigte in pakistanischen Medien an, der Staat Pakistan werden den Wiederaufbau des Heiligtums finanzieren. Darüber hinaus habe Khan den Schutz aller Gotteshäuser religiöser Minderheiten garantiert, hieß es.
Gewalt gegen religiöse Minderheiten in Pakistan
Nach der ersten Zerstörung 1997 war der Tempel von der Provinzregierung auf Anordnung des Obersten Gerichts von Pakistan wieder aufgebaut worden. Zudem hatte das Gericht verfügt, dass der freie Zugang von Hindus zu dem Heiligtum zu garantieren sei. Zwar leben in der Umgebung des Tempels keine Hindus, aber die Stätte gilt der hinduistischen Minderheit als heilig und ist ein populäres Ziel von Pilgerfahrten.
Im mehrheitlich islamischen Pakistan sind die religiösen Minderheiten der Hindus wie auch der Christen immer wieder Gewalt, Diskriminierung und Verfolgung durch islamische Hardliner ausgesetzt. Die US-amerikanische Kommission für internationale Religionsfreiheit empfahl in ihrem Jahresbericht 2020, Pakistan wegen der anhaltenden systematischen Verstöße gegen die Religionsfreiheit als "Land von besonderer Bedeutung" auszuweisen.
cw/sti (dpa, kna)