Jugend soll sich den Verlockungen widersetzen
27. November 2015Am letztenTag seiner Afrikareise hat Papst Franziskus deutliche Kritik an den herrschenden Eliten Afrikas und an der Korruption auch im Vatikan geübt. Bei seiner Rede in den Slums von Nairobi verurteilte Franziskus die "abscheuliche Ungerechtigkeit", die Millionen Menschen zum Leben in Slums zwingt. Dafür seien Minderheiten verantwortlich, die sich nur um Geld und Macht sorgten, aber nicht um das Gemeinwohl, sagte der 78-Jährige. Zugleich wandte sich Franziskus gegen die "Seuche Korruption". Sie sei in der Politik und im täglichen Leben verbreitet. Es gebe sie in allen Ländern "und auch im Vatikan", betonte der Papst.
Besuch im Armenviertel
Die Bewohner in Nairobis Armenviertel Kangemi hatten den im offenen Papamobil ankommenden Papst mit begeistertem Jubel empfangen. Der Besuch in dem Armenviertel gilt als eine der wichtigsten Stationen der sechstägigen Afrika-Reise des Papstes. Die Armen "haben einen besonderen Platz in meinem Leben und meinen Entscheidungen", so das Oberhaupt der katholischen Kirche. "Ich bin hier, weil ich möchte, dass ihr wisst, dass mir eure Freuden und Hoffnungen, eure Ängste und Traurigkeiten nicht gleichgültig sind." Alle Familien hätten das Recht auf ein solides Dach über dem Kopf, trinkbares Wasser, eine Toilette und Strom, forderte Franziskus in der Kirche von Kangemi. Dort leben etwa 100.000 Menschen auf engstem Raum zusammen. Mehr als die Hälfte der rund drei Millionen Einwohner Nairobis lebt in Slums.
Kein Zugang zu sauberem Wasser
Eine Slumbewohnerin appellierte in einer emotionalen Ansprache an den Papst, sich bei der Regierung für die Nöte der Menschen in Kangemi einzusetzen. "Menschen in den informellen Siedlungen in Kenia haben keinen Zugang zu Wasser - oft ist es rationiert, von schlechter Qualität oder ungenießbar", sagte Pamella Akwede. Franziskus bezeichnete den Zugang zu sicherem Trinkwasser als fundamentales Menschenrecht. "Einer Familie unter irgendeinem bürokratischen Vorwand das Wasser zu verweigern, ist eine große Ungerechtigkeit, vor allem, wenn aus dieser Not ein Nutzen gezogen wird." Menschen seien wichtiger als der "Gott des Gelde"“, sagte Franziskus.
Mitarbeiter fordern mehr Präsenz der Kirche in den Slums
Der Argentinier hat die Bekämpfung der Armut zu einem Kernanliegen seines Pontifikats gemacht. Eine in dem Armenviertel tätige Nonne berichtete dem Papst eindrücklich von den Problemen der Slumbewohner. Sie äußerte jedoch auch Kritik an der Kirche. "Wir müssen in den Slums mehr präsent sein", forderte sie. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung Nairobis in Slums lebe, seien dort nur vier Prozent des Kirchenpersonals aktiv. Die Afrika-Reise nach Kenia, Uganda und in den Krisenstaat Zentralafrikanische Republik ist die elfte Auslandsreise seit Franziskus' Wahl zum Papst im März 2013. Afrika ist die Weltregion, in der die katholische Kirche am meisten wächst. Am Nachmittag steht für Franziskus in Nairobi noch eine Messe vor Jugendlichen auf dem Programm.
Überwindung von Stammesdenken
Zuvor hatte Papst Franziskus hat Kenias Jugend zur Überwindung von Spaltungen und Stammesdenken aufgerufen. Sie müssten die vielen Formen von Fanatismus überwinden und durch Dialog zu Einheit gelangen. "Wir sind eine Nation", sagte er in einer improvisierten Ansprache vor mehreren zehntausend jungen Kenianern im Kasarani-Stadion in Nairobi. Dabei lud er die Abwesenden ein, sich die Hände zu reichen. Ausdrücklich rief er die Jugendlichen auf, die Familie zu verteidigen, die auch die Alten einschließen müsse. Insbesondere die Jugendlichen sollten sich dem "süßen Geschmack der Korruption widersetzen", sagte der Papst. Die Korruption raube den Menschen die Freude, sie lebten nicht mehr in Frieden. Korruption sei kein Weg des Lebens, sie sei ein Weg des Todes.
cgn/cr (dpa, kna)