Frankreich will Brücken bauen zum Islam
29. August 2016Frankreich will die islamischen Institutionen des Landes neu aufstellen und damit auch den Kampf gegen Radikalisierung stärken. "Wir brauchen einen Islam, der mit beiden Füßen in der Republik steht", sagte Innenminister Bernard Cazeneuve nach Beratungen mit Vertretern der muslimischen Gemeinschaft in Paris. Es gehe darum - so Cazeneuve - "eine Brücke zwischen dem französischen Staat und den Muslimen in Frankreich" zu bauen.
Die Regierung in Paris will unter anderem sicherstellen, dass Imame Französisch sprechen und in Frankreich ausgebildet werden. Cazeneuve kündigte dazu eine Stiftung und eine religiöse Vereinigung an, die neue Geldquellen für den Bau von Moscheen, eine bessere Ausbildung von Imamen und islamwissenschaftliche Studien erschließen sollen.
Hasspredigern keine Chance geben
Das soll dazu beitragen, die Rolle ausländischer Geldgeber zu verringern und sicherzustellen, dass Hassprediger keine Chance haben. Von einem grundsätzlichen Verbot ausländischer Finanzspritzen für den Bau von Moscheen, wofür Premierminister Manuel Valls plädiert hatte, war bei dem Treffen am Montag allerdings keine Rede mehr.
Geführt werden soll die Stiftung vom früheren Innenminister Jean-Pierre Chevènement, im Vorstand wird auch der Schriftsteller Tahar Ben Jelloun sitzen, der für eine moderate Ausprägung des Islam eintritt. Die theologische Ausbildung oder den Bau von Moscheen darf die staatlich unterstützte Stiftung wegen der strikten Trennung von Kirche und Staat nicht bezahlen.
Der Burkini-Streit ist ungelöst
Das Treffen wurde von dem seit Wochen tobenden Streit um Ganzkörper-Badeanzüge für Musliminnen überschattet. Cazeneuve stellte sich gegen ein von der Opposition gefordertes Anti-Burkini-Gesetz. Dies wäre "verfassungswidrig, unwirksam und dazu geeignet, Feindseligkeiten und nicht wiedergutzumachende Spannungen hervorzurufen", sagte er.
Allerdings geht in dieser Frage ein tiefer Riss durch die französische Regierung. Premierminister Valls hatte erst jüngst betont, den Burkini zu verbieten, bedeute nicht, die individuelle Freiheit infrage zu stellen. Es gehe aber darum einen rückschrittlichen Islam mit Nachdruck zurückzuweisen.
haz/sc ( dpa, afp, ap)