Philippiner huldigen "Schwarzem Nazarener"
Die Jahrhunderte alte Jesus-Statue hat schon ein Feuer und andere Katastrophen überstanden. Deshalb werden ihr heilende Kräfte nachgesagt. Um davon etwas abzubekommmen, nehmen Millionen Gläubige an der Prozession teil.
Manila im Ausnahmezustand
Der 9. Januar ist ein hoher kirchlicher Feiertag in Manila. Millionen Menschen aus Stadt und Umland kommen jedes Jahr, um an der traditionellen Prozession teilzunehmen. In diesem Jahr sprechen die Behörden von rund 1,5 Millionen Teilnehmern. 7000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz.
Hart im Nehmen
Spanische Mönche sollen die hölzerne Figur 1606 von Mexiko auf die Philippinen gebracht haben. Angeblich brach auf dem Schiff ein Feuer aus, das die Figur schwärzte, aber nicht weiter beschädigte. Auch weitere Brände und die Bombardierung Manilas im Zweiten Weltkrieg überstand die Figur ohne größere Blessuren.
Heilende Holzfigur
Weil bislang keine Katastrophe dem Nazarener etwas anhaben konnte, glauben viele philippinische Christen, dass sie besondere Kräfte hat. Von einer Berührung bei der Prozession erhoffen sie sich eine heilende Wirkung. Eine andere Methode ist, den Trägern der Statue ein Tuch zuzuwerfen, das diese dann an der Statue reiben und somit mit heilenden Kräften aufladen sollen.
Pilgermagnet
Nicht die Heilung des Nazareners, sondern die des Roten Kreuzes müssen viele Gläubige in Anspruch nehmen: Fußverletzungen, Knochenbrüche, Ohnmacht und Atemnot sind häufige Begleiterscheinungen des Gedränges. In diesem Jahr mussten schon in den ersten Stunden mindestens 450 Menschen mit Schwächeanfällen behandelt werden. Immer wieder kommt es auch zu Todesfällen.
Ansturm auf den Nazarener
Im Laufe der Festwoche, die mit der Prozession des Schwarzen Nazareners endet, rechneten Kirche und Regierung in diesem Jahr mit bis zu 18 Millionen Menschen. Der Termin ist damit zahlenmäßig der Höhepunkt im philippinischen Veranstaltungskalender. Weitere religiöse Massenveranstaltungen sind das Sinulog-Festival zu Ehren des Jesuskindes Ende Januar und die Karwoche.
Gold und Purpur
Die Jesusfigur ist in einen purpurroten Umhang mit goldenen Verzierungen gehüllt. Diese Farben bestimmen deshalb auch die Kleidung der Gläubigen. Die Figur wird mehrmals im Jahr auf Prozessionen durch die Straßen gezogen. Aus Sicherheitsgründen und um dem Ansturm der Gläubigen standzuhalten, wird oft eine Kopie verwendet.
Kreuzgang
Die Prozession, die an der Basilika im Stadtteil Quiapo beginnt und endet, soll an die "Translacion" erinnern. Damit ist die Reise gemeint, die der Schwarze Nazarener bereits hinter sich gebracht hat, als er 1787 in die Basilika in Quiapo überstellt wurde. Wegen des großen Andrangs dauert die Prozession bis zu 20 Stunden.
Warten auf die Ankunft des Herrn
Bereits in der Nacht vor der Prozession kampierten Gläubige im Viertel Quiapo, wo die Jesusfigur aufbewahrt wird. Wer während des Umzugs keinen Blick auf die Statue erhascht, kann auch von zu Hause zuschauen: Die Veranstaltung wird über Fernsehen und Internet live übertragen.
Nachwuchs-Nazarener
Bereits zwei Tage vor der Prozession wurden Nachbildungen des Schwarzen Nazareners gesegnet. Vielen Philippinern geht es bei der Verehrung der Figur nicht in erster Linie um Buße, sondern um Dankbarkeit. Die Philippinen sind das einzige südostasiatische Land mit christlicher Mehrheit: Rund 80 Prozent der gut 102 Millionen Einwohner sind römisch-katholisch.