Picasso ohne Picasso
Zum 25-jährigen Jubiläum präsentieren die Hamburger Deichtorhallen die Ausstellung "Picasso in der Kunst der Gegenwart". Das Grandiose daran: Die Schau zeigt kein einziges seiner Werke.
Kopie oder Original?
Ab dem 1. April zeigt die spektakuläre Schau rund 200 Arbeiten von ca. 90 internationalen Künstlern, die Picasso, den Übervater der Kunst des 20. Jahrhunderts, als Inspirationsquelle benutzen, ihn ironisch reflektieren oder zu überwinden versuchen. Am Ende bleibt die Frage: Kopie oder Original? Auf diesem Foto von S. Miller etwa posiert Schauspieler John Malkovich als Picasso.
Doppeltes Jubiläum
Zeitgleich zu der Jubiläumsschau der Deichtorhallen jährt sich auch die erstmalige Präsentation von Picassos "Guernica" zum 60. Mal in Deutschland. Die damaligen Stationen der bedeutendsten Antikriegsikone der Moderne: München, Köln und Hamburg. 2008 inspirierte Picassos Jahrhundertwerk Thomas Zipp zu obigem Gemälde.
Zwischen Aneignung und Abgrenzung
Die Schau beleuchtet die große Faszination, die Picassos Werk auf viele der namhaftesten Gegenwartskünstler weltweit seit Jahrzehnten ausübt - zwischen Aneignung und Abgrenzung, Neuinterpretation, Herausforderung und Ansporn. Dabei spielt auch die kulturelle und gesellschaftliche Rezeption des Picasso’schen Œuvres der jeweiligen Zeit eine große Rolle.
Publikumsmagnet Picasso
Heutzutage genießt kaum ein Künstler des 20. Jahrhunderts in der öffentlichen Wahrnehmung so große Beachtung wie Picasso. Weltweit lockt er Millionen Besucher in Ausstellungen seiner Werke. "Picasso ist ein Synonym für die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts", sagt auch der Leiter der Deichtorhallen, Dirk Luckow.
"Aufstieg in die Weltliga"
Bei vielen Ausstellungsstücken handelt es sich um Leihgaben großer Museen, unter anderem der Tate Modern und des Centre Pompidou. Mit der Eröffnung der Schau wird zugleich die aufwendige Sanierung der Nordhalle gefeiert: "Das ist unser Aufstieg in die Weltliga", freut sich Intendant Luckow, denn jetzt erfüllten die Deichtorhallen all die strengen Ausstellungskriterien der großen Museen.
Picasso und die deutsche Kunst
Erstmals wird anhand ausgewählter Beispiele Picassos Einfluss auf die deutsch-deutsche Nachkriegskunst beleuchtet. Mit Arbeiten von A.R. Penck, Georg Baselitz und Karl Otto Götz (s. Bild) zeigt sich die Rezeption sowohl durch Künstler der ehemaligen DDR als auch der BRD.
Der globale Picasso
Die Hamburger Deichtorhallen zeigen Picasso aber auch exemplarisch in einer weltweiten Rezeption. Etwa in Afrika, von dessen Kultur und Formensprache Picasso zuerst nachhaltig inspiriert war. Außerdem sind mit Arbeiten von Zeng Fanzhi, Zhang Hongtu und Zhou Tiehai (s. Bild) drei bedeutende chinesische Positionen vertreten.
Zahlreiche neue Werke
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem künstlerischen Schaffen der letzten 50 Jahre, natürlich in Auseinandersetzung mit Picasso. Sie zeigt aber auch zahlreiche neue, eigens für diese Ausstellung produzierte Arbeiten, etwa von Thomas Houseago, der Künstlergruppe Gelitin, Robert Longo oder John Stezaker (s. Bild).
Das Spiel mit dem Vorbild
Das Spiel mit den großen Meistern der Kunst hat Picasso selbst bis zuletzt umgetrieben. Die Ausstellung schreibt diese Auseinandersetzung bis heute fort. Alle großen Stoffe und Schaffensphasen Picassos tauchen in ihr auf: die Blaue Periode und damit verbunden Themen wie Einsamkeit. Aber auch fröhlichere Motive aus der Rosa Periode wie Seiltänzer, Zirkuswelt oder Harlekin.
Picasso ist brandaktuell!
Alle für die Ausstellung ausgewählten Künstlerinnen und Künstler haben Eines gemeinsam: Den Willen, sich mit Picasso und seinem Werk zu messen, mit seinem Genius, dem Revolutionären und Poetischen. Darin zeigt sich, wie nachhaltig Picassos Einfluss auf die Kunstwelt war und immer noch ist.
Von der Martkhalle zum Kunstzentrum
Bis 1984 dienten die Deichtorhallen Hamburg als Markthalle. Nach ihrer Umgestaltung wurden sie am 9. November 1989 feierlich eröffnet. Heutzutage sind die Deichtorhallen eines der größten Ausstellungshäuser für zeitgenössische Kunst und Fotografie in Europa. Mit "Picasso in der Kunst der Gegenwart" feiern die Hallen ihr 25-jähriges Jubiläum. Die Schau läuft noch bis zum 12. Juli 2015.