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Polen: Institut für Nationales Gedenken sucht über die Presse nach Zeugen des Juden-Pogroms von Radzilow

10. Januar 2003
https://p.dw.com/p/37SJ

Warschau, 9.1.2003, PAP, poln.

Das Institut für Nationales Gedenkens (IPN) sucht über eine Annonce nach Zeugen des Mordes an mehreren Hundert Juden in Radzilow (Woiwodschaft Podlasie). Eine entsprechende Annonce erschien am Donnerstag (9.1.) in der regionalen Zeitung "Gazeta Wspolczesna".

Die Ermittlungen von IPN zu den Ereignissen von Radzilow, zu denen es vor dem Mord an Juden in Jedwabne gekommen war, über den in den Medien viel ausführlicher berichtet wurde, dauern seit etwa zwei Jahren an.

In Bialystok, in der Filiale der IPN-Kommission zur Untersuchung von Verbrechen am polnischen Volk, wurde am Donnerstag PAP mitgeteilt, aktenkundig seien bisher Aussagen von über neunzig Personen (auch aus anderen Ermittlungen). Einige davon widersprächen sich jedoch.

IPN hofft, über die Annonce in Zeitungen, die in der Region gelesen werden, in der vor über sechzig Jahren das Verbrechen geschah, weitere Zeugen zu finden, die möglicherweise noch nicht wissen, dass derartige Ermittlungen stattfinden.

Parallel dazu werden Dokumente aus dem Hebräischen ins Polnische übersetzt, die das Institut Yad Vashem IPN hat zukommen lassen, die einen Hinweis auf weitere Zeugen geben könnten. Es geht vor allem um Augenzeugen oder Mitglieder von deren Familien. (...)

Die Ermittler suchen auch nach Archivmaterial über die Ermittlungen, die in den 60er Jahren in Deutschland geführt, dann aber eingestellt wurden.

Der Name Radzilow tauchte in den Aussagen einiger Zeugen auf, die über das Verbrechen im nahe gelegenen Jedwabne aussagten, über den in den Medien umfassend berichtet wurde. Zu dem Juden-Mord in Radzilow kam es drei Tage vor den Ereignissen in Jedwabne - am 7. Juli 1941.

In den ersten Prozessen, die im Jahre 1948 gegen mutmaßliche Beteiligte an dem Verbrechen angestrengt wurden, war von 300 bis 600 Opfern die Rede, die in einer Scheune erschossen wurden oder dort verbrannten. Zu Beginn der Ermittlungen ging IPN davon aus, dass in Radzilow möglicherweise 600 bis 800 Menschen ermordet worden sind. (TS)