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Kein Preis für gutes Regieren in Afrika

Friederike Müller15. Oktober 2012

Seit 2007 vergibt die Mo-Ibrahim-Stifung den Preis für gutes Regieren in Afrika. Nicht jedes Jahr gibt es einen Preisträger. Auch 2012 erhält niemand die Ehrung.

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Mo Ibrahim, Mobilfunkunternehmer aus dem Sudan, und der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Anan (Foto: EPA/MIKE NELSON)
Bild: picture-alliance/dpa

"Meine Damen und Herren", setzt der Vorsitzende des Preiskomitees, Salim Ahmed Salim, am Montag (15.10.2012) an. Es ist still im Saal. Die Zuhörer in London warten darauf, dass er verkündet, wen die Mo-Ibrahim-Stiftung in diesem Jahr für gutes Regieren in Afrika auszeichnet. Doch Salim Ahmed Salim sagt etwas anderes: "Das Komitee hat über mehrere mögliche Kandidaten beraten. Aber niemand hat die Anforderungen erfüllt, die an diese Auszeichnung gekoppelt sind."

Mit dem Preis möchte die britische Stiftung hervorragende Staats- und Regierungsführung in Afrika würdigen. Dazu gehören zum Beispiel Verdienste im Kampf gegen Armut während der Amtszeit. Zum Kreis der möglichen Preisträger zählen nur ehemalige Staatsoberhäupter und Regierungschefs, die demokratisch gewählt wurden und die ihr Amt in den letzten drei Jahren beendet haben, und zwar in Einklang mit der Verfassung ihres Landes.

Keine Kompromisse

Logo der Mo Ibrahim Foundation (Foto: Mo Ibrahim Foundation)
Auszeichnung für gutes Regieren: Die Mo Ibrahim Stiftung

Gründer und Vorsitzender der britischen Stiftung ist der im Sudan geborene Mobilfunkunternehmer Mo Ibrahim. Für ihn ist der Fall klar: Wenn niemand alle Bedingungen erfüllt, bekommt auch niemand den Preis: "Wir zeichnen hervorragende Staatsführung aus. Da gehen wir keine Kompromisse ein, denn das würde den Preis abwerten."

Es ist nicht das erste Mal, dass das Komitee so entscheidet, und daher keine große Überraschung: Auch 2009 und 2010 fand die Stiftung keinen adäquaten Preisträger und zog es vor, die Auszeichnung nicht zu verleihen. Der Preis ist mit fünf Millionen US-Dollar (etwa 3,9 Millionen Euro) dotiert, die es den ehemaligen Staats- und Regierungschefs ermöglichen sollen, sich nach ihrer Amtszeit weiter für ihren Kontinent einzusetzen.

Drei Preisträger in sechs Jahren

Der frühere Präsident von Botsuana, Festus Mogae (Foto: dpa)
Der frühere Präsident von Botsuana, Festus MogaeBild: picture-alliance/ dpa

2007 erhielt Joaquim Chissano, ehemaliger Präsident Mosambiks, den ersten Mo Ibrahim-Preis. Im folgenden Jahr ging die Auszeichnung an Festus Mogae, den ehemaligen Präsidenten Botswanas. Nach zwei Jahren ohne Preisträger verlieh die Stiftung im Jahr 2011 Pedro Pires die Auszeichnung, dem ehemaligen Präsidenten des Inselstaates Kap Verde. Das macht drei reguläre Preisträger in sechs Jahren, Nelson Mandela erhielt zudem einen Ehren-Preis der Stiftung.

Ihre Preisträger bezeichnet die Stiftung als "Vorbilder für ihren Kontinent". Sind es die einzigen? Das verneint das Komitee klar. Festus Mogae, selbst Preisträger und Mitglied des Komitees, erklärt: "Es gibt gute Staatsoberhäupter, die noch im Amt sind. Wären sie das nicht mehr, wären sie vielleicht für den Preis in Frage gekommen. Dass wir dieses Jahr keinen Preisträger haben, heißt nicht, dass es kein gutes Regieren in Afrika gibt."

Trotzdem gute Nachrichten aus Afrika                                 

Der südafrikanische Bischof Desmond Tutu (Foto: ap)
Der südafrikanische Bischof Desmond TutuBild: AP

Das unterstreicht auch Mo Ibrahim selbst: Dass sich niemand für den Preis qualifiziert habe, solle keine Entmutigung sein. Er beruft sich auf den "Ibrahim Index of African Governance", den Index für gute Regierungsführung, den die Stiftung aufgestellt hat und den sie ebenfalls am Montag präsentierte. "Dieser Index zeigt uns, wo Afrika steht. Er zeigt uns, dass Afrika sich in die richtige Richtung bewegt. Nicht immer auf der richtigen Grundlage, nicht in allen Kategorien, aber insgesamt geht es vorwärts", so Mo Ibrahim.

Mit dem Index misst die Stiftung die Auswirkungen der Regierungsarbeit in afrikanischen Ländern – anhand von 88 Indikatoren in den Bereichen Sicherheit, Menschenrechte,  wirtschaftliche Entwicklung sowie Gesundheit und Bildung. Vor allem im Bereich der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen habe sich in den letzten zehn Jahren viel bewegt, sagt der Vorsitzende Mo Ibrahim. "Bevor wir uns jetzt selbst auf die Schulter klopfen, müssen wir aber daran denken, dass wir von einer sehr niedrigen Basis aus gestartet sind. Die Fortschritte geben Hoffnung, aber Vorsicht: Wir haben es noch nicht geschafft."

Einen Preisträger feiert die Mo-Ibrahim-Stiftung in diesem Jahr dann übrigens doch: Bereits Anfang Oktober erhielt der südafrikanische Bischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu einen Sonderpreis für seinen Einsatz für Demokratie in Afrika.