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Prima Klima zwischen den USA und China?

30. November 2010

Ein Erfolg der Klimakonferenz von Cancún steht und fällt mit den USA und China. Die beiden Schlüsselländer haben ihre Positionen zum Klimaschutz angenähert - sagt Washington. Peking gibt sich da zurückhaltender.

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Greenpeace-Aktion am Tempel von Chichen Itza (Foto: AP)
"Rettet das Klima": Greenpeace-Aktion in der Nähe des Tagungsortes CancúnBild: AP Photo/Israel Leal

Die USA zeigen sich zuversichtlich über den Ausgang des Klimagipfels von Cancún. Das Treffen könne eine Reihe "ausgewogener" Ergebnisse bringen, sagte US-Unterhändler Jonathan Pershing. Voraussetzung aber sei eine Einigung zwischen den USA und China. Damit räumte er ein, dass vor allem Washington und Peking Fortschritte bisher ausbremsen. "Einen Erfolg wird es nur geben, wenn wir beide zu einer Einigung kommen", sagte Pershing in Cancún. In der mexikanischen Küstenstadt verhandeln seit Montag (29.11.2010) Vertreter aus mehr als 190 Staaten über ein Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls von 1997.

Die größten Klimasünder: Überblick über die CO2-Emissionen im Jahr 2008 (DW-Grafik: Peter Steinmetz)
Ohne China und die USA geht nichts beim Klimaschutz

Offenbar haben sich die beiden größten Klimaverschmutzer in ihren Klimaschutz-Positionen aufeinander zubewegt. So zumindest sieht man es in Washington. Seit dem weitgehenden Scheitern der Klimaverhandlungen von Kopenhagen vor gut einem Jahr hätten beide Schlüsselländer "einige Differenzen" überwunden, so US-Unterhändler Pershing: "Ich glaube, wir haben Fortschritte gemacht." Konkrete Punkte, bei denen sich Peking und die USA nähergekommen sind, nannte der Leiter der US-Delegation nicht. Die chinesische Seite äußerte sich zurückhaltender: Sie sprach lediglich von einem offenen Meinungsaustausch. "Ich denke, sowohl die USA als auch China würden gerne ein gutes Ergebnis in Cancún sehen", sagte Su Wei, Leiter der chinesischen Klima-Delegation.

Streit um Konsequenzen für die Industrie

Die USA und China sind die weltweit größten Emittenten von Treibhausgasen. Beide Staaten werfen sich gegenseitig vor, den Kampf gegen die Erderwärmung zu vernachlässigen und zu wenig gegen den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) zu unternehmen. Nicht zuletzt der Streit zwischen Washington und Peking über Konsequenzen etwa für die Industrie hat die Verhandlungen schon im Vorfeld belastet. Peking lehnte bislang jede Kontrolle von außen ab.

US-Präsident Barack Obama (Foto: AP)
Angeschlagen: Kann US-Präsident Obama seine Klimaschutzpläne noch umsetzen?Bild: AP

Zudem hat der Ausgang der US-Kongresswahlen Anfang November die Chancen auf einen Durchbruch in Cancún sinken lassen. Bei der Wahl hatten die Republikaner deutliche Gewinne verbucht. Viele Parteimitglieder misstrauen der wissenschaftlichen Begründung für die Erderwärmung und lehnen Beschränkungen für die amerikanische Industrie ab. Gleichwohl betonte US-Delegationschef Pershing in Cancún, dass die USA zu ihrem in Kopenhagen vorgelegten Ziel stehen, von 2005 bis 2020 den Ausstoß der Treibhausgase um 17 Prozent zu reduzieren.

Kleine Inselstaaten drücken aufs Tempo

Schnellere und konkretere Vorgaben verlangte auf der Konferenz in Mexiko die Allianz kleiner Inselstaaten (AOSIS). Die Vereinigung drängte auf ein umfassendes Klimaschutzabkommen bis spätestens zur nächsten Klimakonferenz im südafrikanischen Durban 2011. "Durban ist die absolute Grenze für uns", sagte die Vizeverhandlungsführerin von AOSIS, Dessima Williams aus Grenada. Die Inselstaaten unterstrichen ihr Ziel, dass die Erde sich nur um 1,5 Grad und nicht wie von vielen angestrebt um höchstens 2 Grad erwärmen darf. "Die Differenz zwischen 1,5 und 2 Grad ist für uns eine Frage des Überlebens", sagte Antonio Lima, Delegierter der Kap Verden: "Wir sehen jetzt schon das Ende einiger von uns kommen."

Funafuti Atoll, Tuvalu (Foto: pa)
Drücken aufs Tempo: Kleine Inselstaaten wie Tuvalu kämpfen ums ÜberlebenBild: picture-alliance/lonley planet images

Dem 1,5-Grad-Ziel, das auch in der Vereinbarung von Kopenhagen erwähnt wird, seien inzwischen über 100 Länder beigetreten. Zu den besonders gefährdeten zählten Inselstaaten wie Kiribati, Tuvalu oder die Malediven. Bis 2100 seien diese "ausgestorben", hieß es in Cancún.

Zu der Mammut-Konferenz auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán haben sich knapp 15.000 Teilnehmer angemeldet, darunter Delegierte aus 194 Ländern, Industrievertreter, Klimaschützer und Wissenschaftler. Die Ministerrunde beginnt am Mittwoch (08.12.2010), zwei Tage darauf endet die Konferenz.

Autor: Sven Töniges (dpa, rtr, afp)

Redaktion: Marco Müller