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Proteste bei Trauerfeier für Kardinal Pell

2. Februar 2023

Mehrere Tausend Menschen haben in Sydney Abschied von dem umstrittenen australischen Kardinal George Pell genommen. Währenddessen kam es vor der Kathedrale zu Protesten unter dem Motto: "Pell go to Hell".

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Proteste am Rande der Trauerfeier für Kardinal George Pell  in Sydney
Proteste am Rande der Trauerfeier für Kardinal George PellBild: Roni Bintang/Getty Images

Der vor drei Wochen gestorbene ehemalige Erzbischof von Sydney war der ranghöchste Geistliche der katholischen Kirche, der je wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde. Im Jahr 2020 wurde er aber in einem Berufungsverfahren von Australiens Oberstem Gericht nach rund 13 Monaten Haft freigesprochen und aus dem Gefängnis entlassen. Die Richter gelangten zu der Überzeugung, dass es keine hinreichenden Belege für die gegen den katholischen Geistlichen erhobenen Vorwürfe gebe. Der Kardinal hatte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe stets vehement zurückgewiesen.

Trauerfeier für Kardinal George Pell in der Kathedrale von Sydney
Der Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher, leitete die TrauerfeierlichkeitenBild: Giovanni Portelli/AP Photo/picture alliance

Kein Staatsbegräbnis

Tausende Menschen, darunter viele Prominente aus Politik und Gesellschaft, kamen zur St. Mary's Cathedral um Abschied zu nehmen. Viele verfolgten das Requiem auf Leinwänden vor der Kathedrale. "Auch nachdem er vom High Court einstimmig entlastet wurde, dämonisierten ihn einige weiterhin", sagte Erzbischof Anthony Fisher, der die Trauermesse zelebrierte. Pell habe aber ein großes Vermächtnis hinterlassen und sei der "einflussreichste Kirchenmann in der Geschichte der Nation" gewesen.

Der australische Premierminister Anthony Albanese und der Regionalpremier des Bundesstaates New South Wales, Dominic Perrottet, nahmen nicht an der Messe teil. Die australische Regierung hatte schon kurz nach Pells Tod ein Staatsbegräbnis ausgeschlossen.

Australiens früherer Premier Tony Abbot bei der Trauerfeier für Kardinal Pell
Kein Staatsbegräbnis, aber viel Prominenz. Australiens früherer Premier Tony Abbot (3.v.l.)Bild: Rick Rycrott/AP Photo/picture alliance

Einsatzkräfte errichteten eine Pufferzone zwischen Trauernden und Protestierenden, die sich unter dem Motto "Pell go to Hell" ("Pell, fahr zur Hölle") an einer von der Polizei genehmigten Protestveranstaltung beteiligten. "Wir sind nicht hier, um Ärger zu machen, wir sind hier, um auf den Missbrauch aufmerksam zu machen, das ist alles", sagte ein Demonstrant der Nachrichtenagentur AAP. "Wir wollen eine starke, laute, lebendige und sichtbare Kundgebung, um allem entgegenzutreten, wofür Pell stand", sagte er.

Ein Mann protestiert mit einem Schild vor der St. Mary's Kathedrale
Stiller Protest vor der St. Mary's KathedraleBild: Saeed Khan/AFP/Getty Images

Der Kardinal stand nicht nur wegen Missbrauch, sondern auch wegen seiner konservativen Haltung zu Themen wie gleichgeschlechtliche Ehe und Abtreibungsrecht in der Kritik. Nach seinem Freispruch kehrte Pell, der jahrelang ranghohe Positionen im Vatikan innehatte, von Australien nach Rom zurück. Pell war mehrere Jahre Finanzchef des Vatikans und galt als rechte Hand von Papst Franziskus. Am 10. Januar starb der Kardinal im Alter von 81 Jahren in Rom nach einer Routineoperation. Pell soll in der Krypta der Kathedrale von Sydney beigesetzt werden.

qu/sti (dpa, afp, kna)