Pussy-Riot-Aktivistinnen wieder frei
18. Februar 2014Pussy-Riot-Sängerin Nadeschda Tolokonnikowa (Artikelbild rechts neben Ajochina) hatte über den Kurznachrichtendienst Twitter mitgeteilt, sie sei zusammen mit ihrer Bandkollegin Maria Aljochina im Zentrum der Schwarzmeerstadt inhaftiert und "des Raubs beschuldigt" worden. Der Zugriff sei "brutal und grundlos" im Zentrum von Sotschi erfolgt, sagte Maria Aljochina von Pussy Riot der Nachrichtenagentur dpa. Nadeschda Tolokonnikowa warf der Polizei vor, sie sei mit dem Gesicht über das Parkett gezerrt worden. Wir haben keinen Widerstand geleistet.
Aber sie sind mit grober Gewalt gegen uns vorgegangen. Sie zerrten uns in ein Polizeiauto", so die Musikerin. Die Telefone seien ihnen zunächst nicht abgenommen worden. Nach ihren Verhören wurden die Frauen sowie Semjon Simonow und auch einige festgenommene Journalisten wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigte sich empört. In Sotschi finden derzeit die Olymischen Winterspiele statt, ein Prestigeprojekt des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Aljochina teilte weiter mit, Tolokonnikowa und sie seien in den vergangenen Tagen in Sotschi bereits mehrfach festgenommen worden. "Am 16. wurden wir für sieben Stunden festgehalten, und am 17. waren wir zehn Stunden beim (Inlandsgeheimdienst) FSB", sagte sie. Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter des Innenministeriums sagte Moskauer Medien zufolge, die Frauen hätten "gegen Meldeauflagen verstoßen".
IOC wartet ab
Nach eigenen Angaben sind beiden Frauen in Sotschi, um einen neuen Videoclip zu drehen mit dem Titel "Putin bringt Dir bei, die Heimat zu lieben". Offizielle russische Stellen äußerten sich bislang nicht zu den Angaben der beiden Frauen. Der Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Mark Adams, sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Wir warten auf eine offizielle Bestätigung, aber es scheint mir ein Fall für die lokalen Behörden zu sein.
Der prominente Menschenrechtler Semjon Simonow von der Organisation Memorial bestätigte im Kurznachrichtendienst Twitter, er und andere Aktivisten seien ebenfalls in Polizeigewahrsam genommen worden. Es gehe um insgesamt zehn Personen. Simonow hatte vor allem die Ausbeutung von Gastarbeitern beim Bau der Olympiaanlagen kritisiert.
Aljochina und Tolokonnikowa waren im Zuge einer Amnestie nach fast zwei Jahren Haft am 23. Dezember 2013 frei gekommen. Beide waren nach einem Anti-Putin-Auftritt in einer Moskauer Kirche 2012 festgenommen und wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" verurteilt worden.
qu/wl (dpa, afp, sid)