Rekordtransport: "Brent Delta" angelandet
130 Meter hoch, 24.000 Tonnen schwer: Ein Spezialschiff hat die stillgelegte Ölbohrinsel "Brent Delta" von ihrem Standort in der Nordsee in den britischen Hafen von Hartlepool gebracht.
Ausgedient und stillgelegt
Brent, gelegen auf halbem Weg von Shetland nach Norwegen, ist wohl das bekannteste Öl- und Gasfeld Europas, gab es doch dem Nordseeöl seinen Handelsnamen. In der Blütezeit 1982 förderten die vier Plattformen Alpha, Bravo, Charlie und Delta genug, um die Hälfte der britischen Haushalte zu versorgen. Im Dezember 2011 wurde "Brent Delta" stillgelegt. Heute ist nur noch Charlie in Betrieb.
Industriestadt auf Säulen
Insgesamt ist "Brent Delta" 300 Meter hoch, etwa 140 Meter davon ragen aus dem Wasser. Der Aufbau ist fast so groß wie ein Fußballfeld und beherbergte neben Fördertechnik und Kontrollräumen eine Anlage zur Verarbeitung von Öl und Gas sowie Wohn- und Freizeiträume für die einst 160 Mitarbeiter starke Besatzung. Pläne zur Nachnutzung als Hochseehotel, Gefängnis oder Windkraftanlage scheiterten.
Abtransport per Spezialschiff
Um Umweltschäden zu vermeiden, haben sich die Nordseestaaten darauf geeinigt, dass Bohrinseln an Land entsorgt werden müssen. Um "Brent Delta" aus der Nordsee zu entfernen, musste deshalb ein Spezialschiff anrücken. Die "Pioneering Spirit" ist laut Betreiber Allseas das größte Arbeitsschiff der Welt und speziell darauf ausgerichtet, Bohrplattformen in einem Stück zu transportieren.
Weltrekord für Abtransport
Die "Pioneering Spirit" ist 382 Meter lang und 124 Meter breit. Wegen ihres zweigeteilten Bugs erinnert sie von vorne an einen Katamaran, obwohl zwei Drittel des Rumpfes durchgehend sind. Die Hubanlage an ihrem gegabelten Bug kann bis zu 48.000 Tonnen stemmen. Das 'Federgewicht' "Brent Delta" mit ihren 24.000 Tonnen von ihren drei Beinen aus Stahlbeton zu heben, dauerte keine zehn Sekunden.
Einlaufen per Floß
Auch wenn die "Pioneering Spirit" noch größere Bohrinseln transportieren kann, die "Brent Delta" war die bisher schwerste Einzelfracht der Welt überhaupt. Um in die Mündung des Flusses Tees im Nordosten Englands einzulaufen, an der sich der Industriehafen von Hartlepool befindet, wurde "Brent Delta" von der "Pioneering Spirit" auf eine Barge, eine Art Floß, namens "Iron Lady" gesetzt.
Auf Schienen zum Recycling
Von der "Iron Lady" ging es schließlich über eine schienenähnliche Konstruktion auf den Kai von Seaton Port in Hartlepool. Dort wird "Brent Delta" in den nächsten anderthalb Jahren in ihre Einzelteile zerlegt. Das Material der Bohrplattform soll laut dem ehemaligen Betreiber Shell zu 97 Prozent recycelt werden.