Robin Rhode: Ein künstlerisches Leben zwischen schwarz und weiß
Der südafrikanische Perfomancekünstler Robin Rhode sprengt die Dimensionen der Straßenkunst. Seine poetischen Schwarz-Weiß-Bilder sagen mehr als 1000 Worte und sind weit mehr als ein politisches Statement.
Robin Rhode - Künstler der Imagination
Zehn Jahre Street-Art zeigt der südafrikanische Künstler Robin Rhode in seinem jüngsten Bildband "Tension". Die gleichnamige Ausstellung hat der Performancekünstler in der italienischen Galerie Tucci Russo konzipiert, um die Spannungen im Schaffensprozess seiner Kunst zu zeigen. Am offensichtlichsten ist die Spannung zwischen schwarz und weiß, die man auch politisch lesen kann.
Untitled (Spatenstich für Spatenstich)
In seinem Berliner Atelier trainiert Robin Rhode, was er später auf der Straße inszeniert. Kreide, Kohle, Pinsel und Spraydosen sind seine Mal- und Zeichengeräte. Die Spraydose als Zeichen der Straßenkunst nutzt er, um eine Verbindung zwischen der einheimischen Street-Art in Südafrika und der "hohen" Kunst zu schaffen. Mit Erfolg: Rhode gilt als Senkrechtstarter in der internationalen Kunstszene.
Keys (Tasten)
Bei seiner Arbeit Keys von 2008 wird die Kreide selbst zum Objekt. Mit den Fingern gleitet Rhode über zehn weiße Tasten aus Kreidestücken. Hier zeigt er einen Gegenstand, das Klavier, in geometrischer Abstraktion. Rhode arbeitete in dieser Zeit zunehmend monochrom und mit abstrakten Formen. Durch den norwegischen Pianisten Leif Ove Andsnes entdeckte er 2007 seine Liebe zur klassischen Musik.
Promenade
Andsnes spielte und Rhode malte dazu. In Anlehnung an die "Bilder einer Ausstellung" des russischen Komponisten Modest Mussorgsky machten Rhode und Andsnes 2009 ihre Tournee "Pictures Reframed". In der Performance "Promenade" versucht ein Mann, eine Kaskade von rautenförmigen Gebilden in eine geordnete Form zu bringen. Künstlerisch eine Referenz an den Konstruktivismus der russischen Avantgarde.
Apparatus
Die gegenstandslose Kunst der Konstruktivisten Anfang des 20. Jahrhunderts hatte im revolutionären Russland auch den Charakter einer politischen Bewegung für soziale Gerechtigkeit. Durch die Anspielung auf diese Kunstrichtung wollte Rhode als "Post Apartheid"-Künstler im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Realismus auch soziale Themen wie Moral, Menschlichkeit und Fehlbarkeit ansprechen.
Restless Mind
In "Restless Mind" spielt Robin Rode auf die unterschwellige Spannung zwischen Körper, Geist und der Außenwelt an. Die geometrischen Formen im dreidimensionalen Raum scheinen aus dem Gehirn des Künstlers zu kommen. Auch hier wieder eine Anspielung auf sein doppelseitiges Leben zwischen schwarz und weiß, Abstraktion und Realismus mit dem Wunsch, die Grenzen der Vorstellung zu erweitern.
Broken Windows
"Broken Windows" (2011) ist eine Serie von 15 Fotografien, die einen Mann zeigen, der versucht, eine Art Jalousie von einem Fenster zum anderen zu ziehen. Wände und Fenster sind essentielle Themen bei Robin Rhode. Die Wände könnten ein Gefängnis symbolisieren, die Fenster den Blick in die Freiheit. Alles eine Frage der Imagination, die durch die Bilder und Gesten beflügelt wird.
Bent Mies
Auch bei "Bent Mies" ist Vorstellungskraft gefragt. Die gebogenen "Mies" sind eine Anspielung auf die freischwingenden Designer-Stühle des Architekten Mies van der Rohe. In zwölf Bildern zieht jemand an einem Stuhl und hat plötzlich eine Schnur in der Hand. Je mehr er zieht, desto länger wird die Schnur, die sich als Metallrohr aus dem Stuhl entpuppt. Gleichzeitig vermehren sich die Stühle.
Harvest I
Humorvoll poetisch erzählt Robin Rhode Bildergeschichten. Nicht immer sind sie politisch ambitioniert. Mit Gesten und Bewegungen bezieht er sich selbst in die Geschichten ein. Wenn das Publikum die Bilder in der Ausstellung von Wand zu Wand betrachtet, entsteht der Eindruck eines lebendigen Kinos. Bei dieser digitalen Animation erntet Rhode Getreide, um sich dann ein Bett im Kornfeld zu bauen.
Harvest II
In Südafrika erzählen sich die Menschen gerne Geschichten und untermalen sie mit ausdrucksstarken Gesten. Durch Rhodes Bildergeschichten an den Wänden kann man wie im Traum in eine andere Welt eintreten. "So sollte Kunst sein", sagt Rhode. "Sie soll uns aus den täglichen Umständen herausholen in eine fiktionalisierte Realität." Der Bildband "Tension" ist im Berliner Hatje Cantz Verlag erschienen.