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Reise

Schottische Highlands: Der Reiz der Nebensaison

Susan Bonney-Cox
28. März 2019

Die wilde Schönheit der schottischen Highlands zieht in den Sommermonaten Touristen aus der ganzen Welt an. Aber es lohnt auch eine Reise außerhalb der Saison, findet DW-Reporterin Susan Bonney-Cox.

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Schottland | Urquhart Castle
Bild: picture-alliance/D. Gammert

Inverness, die historische Hauptstadt der Highlands und die nördlichste Stadt des britischen Festlandes, ist der Ausgangspunkt meiner Reise. Das attraktive Zentrum dieser boomenden Stadt am breiten, schnell dahinfließenden Fluss Ness bietet großartige Einkaufsmöglichkeiten und verfügt über eine große Auswahl an Bars und Restaurants. Von hier aus will ich erkunden, was diese Gegend zu bieten hat auch außerhalb der Touristensaison, die erst an Ostern beginnt.

Inverness in den schottischen Highlands

Zu Besuch bei Nessie

Im Sommer kommen die Gäste zum Wandern, Kajakfahren, Klettern, Golfen und Radfahren in die wilde Natur der Highlands. Aber auch bei niedrigeren Temperaturen gibt es im Freien viel zu entdecken.

Reportage die Highlands von Schottland in den Wintermonaten
Die Straße am Ufer von Loch Ness bietet immer wieder Parkbuchten mit Ausblick auf den SeeBild: DW/S. Bonney-Cox

Eine erste, 20-minütige Fahrt von Inverness führt mich nach Lochend. Von hier aus erstreckt sich das für sein Seeungeheuer berühmte Loch Ness, ein riesiges Gewässer, entlang der Straße. Sie führt weiter nach Drumnadrochit zum Loch Ness Centre. Natürlich geht es hier auch um das Monster im See und die vielen Meldungen, wer es wann und wo gesichtet haben will. In der Ausstellung kann jeder selber entscheiden, ob er an die Existenz von 'Nessie' glaubt und um welche Art von Tier es sich handeln könnte.

Reportage die Highlands von Schottland in den Wintermonaten
Castle Urquhart vor Loch NessBild: DW/S. Bonney-Cox

Blutige schottische Geschichtsstunde

Unweit davon liegt Schloss Urquhart, eine Burganlage aus dem Jahr 1509, die während des Jakobiten-Aufstands im Jahr 1745 zerstört wurde. Damals ging es in dem Kampf zwischen England und Schottland um Glaube und Macht. Ich spaziere durch die romantischen Ruinen des ehemaligen Familienschlosses, während sich mir gleichzeitig der fantastische Ausblick auf das klare Wasser von Loch Ness bietet.

Reportage die Highlands von Schottland in den Wintermonaten
Steine auf den Culloden Battlefield erinnern an gefallene ClanmitgliederBild: DW/S. Bonney-Cox

In der Nähe von Inverness erinnert noch eine weitere, bei Touristen beliebte Stätte an den Jakobiten-Aufstand: Auf dem Schlachtfeld von Culloden kam es im April 1746 zu einem brutalen, letzten Kampf zwischen Jakobiten und britischen Regierungstruppen. In weniger als einer Stunde wurden etwa 1.500 Männer niedergemetzelt, und dieses Moor ist nach wie vor die Grabstätte für die Gefallenen.

Die raue Bergnatur der Highlands

Rund um Inverness kann man aber nicht nur viel schottische Geschichte entdecken. Rund 40 Minuten vor der Stadtgrenze liegt Aviemore im Cairngorms Nationalpark, mitten im Herzen der Highlands. Die Cairngorms bieten das ganze Jahr über Bergspaß, vom Wandern und Klettern in den wärmeren Monaten bis hin zum Skifahren im Winter.

Reportage die Highlands von Schottland in den Wintermonaten
Loch Morlich, ein See im Cairngorm NationalparkBild: DW/S. Bonney-Cox

Meine Fahrt durch die Wälder entlang des Flusses Luineag führt mich zum Loch Morlich, das im Sommer bei Wassersportlern beliebt ist. Es ist aber auch Ausgangspunkt für Wanderer. Auf meinem Weg bergauf kommt mir als erstes ein Paar auf Skateboards entgegen. Später treffe ich auf die Amateur-Fotografen Gary aus Luton und Mark aus Gateshead. Beide sind auf dem Weg hinauf zum Schnee, um seltene Tiere wie Schneehühner, Schneehasen und sogar Rentiere zu fotografieren. Als sie ihren Aufstieg fortsetzen, bin ich erstaunt und erfreut, als ein Schottisches Moorschneehuhn aus dem Heidekraut ganz in meiner Nähe hervorlugt.

Reportage die Highlands von Schottland in den Wintermonaten
Seltenes Glück: ein schottisches Moorschneehuhn im Cairngorm-SkigebietBild: DW/S. Bonney-Cox

Auf den Spuren des Whiskeys

Eine weitere beliebte Touristenattraktion in den Highlands sind die vielen Whisky-Brennereien - es gibt sogar eine Whisky-Route, auf der man die verschiedenen 'Destilleries' erkunden kann. Ich habe eine Tour etwa 20 km außerhalb von Inverness in dem kleinen Dorf Tomatin bei der gleichnamigen Brennerei gebucht. Tourleiterin Barbara führt uns durch die Destillerie und erklärt die Geschichte von Tomatin, das gälisch wohl soviel wie "Hügel des Wacholderbuschs" bedeutet.

Reportage die Highlands von Schottland in den Wintermonaten
Echter Highland Single Malt Whiskey muss zweimal destiliert werdenBild: DW/S. Bonney-Cox

Zusammen mit Touristen aus den Niederlanden, Deutschland, Schottland und Spanien erfahre ich, wie Highland Malt Whisky hergestellt wird. Barbara begeistert uns mit Geschichten über illegale Brennereien von vor über 500 Jahren. Nachdem wir über Malz, Maische, Gärung, Destillation, Topfdestillate, Alkoholtresore und Reifung informiert sind, kehren wir ins Besucherzentrum zurück, wo die Nichtautofahrer Whisky verkosten können. Für mich als Fahrerin gibt‘s eine ordentlich verpackte Miniaturflasche Whisky - zum späteren Probieren.

Kulinarik auf schottisch

Zurück in Inverness suche ich ein traditionelles Pub zum Abendessen und werde im McGregor's Pub fündig. Der auf Crowdfunding-Basis laufende Betrieb bietet auch eine umfangreiche Auswahl an Craft-Bieren und örtlichen Gins und Whiskys. Und hat sich als Treffpunkt für lokale Musiker etabliert - beachtenswert!

Reportage die Highlands von Schottland in den Wintermonaten
So wird der Lachs im Mustard Seed Restaurant in Inverness serviertBild: DW/S. Bonney-Cox

Mein persönliches kulinarisches Highlight aber finde ich im Mustard Seed, einem Restaurant in einer ehemaligen Kirche am Ufer des Ness. Ein lebhaftes, gemütliches Lokal mit einem Kamin in der Mitte des Raums und einer Speisekarte mit vielen lokalen Produkten. Ich kann den geräucherten Lachs und die Hochlandrinder-Steaks empfehlen, aber das Restaurant bietet auch mehrere vegane und vegetarische Gerichte an.

Reportage die Highlands von Schottland in den Wintermonaten
Mindestens drei Jahre reift der schottische Whisky im EichenfassBild: DW/S. Bonney-Cox

Und weil in Schottland jede Mahlzeit mit einem Schlückchen Whisky enden sollte, gibt’s im Mustard Seed eine hilfreiche Karte, die die verschiedenen Sorten nach ihren Geschmacksmerkmalen auflistet: torfig, rauchig oder weich. Dazu ein Stück 'tablet' - so heißt der krümelig-körnige schottische Verwandte des Karamell-Konfekts 'fudge' – herrlich!

Mein Ausflug außerhalb der Saison in die schottischen Highlands hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich nur eine kleine Ecke dieser atemberaubend schönen Gegend gesehen habe. Ich kann jedem empfehlen, hierher zu reisen - ungeachtet der Jahreszeit.