Schweiz meldet massiven Gletscherschwund
22. August 2022Die Gletscher in der Schweiz haben zwischen 1931 und 2016 die Hälfte ihres Volumens verloren. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die Wissenschaftler der ETH Zürich und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft erstellten. Sie wurde nun in der Fachzeitschrift "The Cryosphere" veröffentlicht.
Eisvolumen geht "markant" zurück
Die Experten glichen mehr als 20.000 historische Bilder mit aktuelleren Messungen ab. "Kennen wir die Oberfläche eines Gletschers zu zwei verschiedenen Zeitpunkten, können wir daraus die Volumendifferenz berechnen", erläuterte der Hauptautor der Studie, Erik Schytt Mannerfelt. "Unser Vergleich zwischen den Jahren 1931 und 2016 zeigt deutlich, dass es in diesem Zeitraum einen markanten Gletscherschwund gab", erklärte Mitautor Daniel Farinotti.
Seit 2016 beschleunigte sich der Eisverlust laut Daten des Gletschermessnetzes Glamos sogar noch. Demnach schrumpfte das Volumen in den vergangenen sechs Jahren um weitere zwölf Prozent.
"Gesamtbild im Auge behalten"
Allerdings waren nicht alle Gletscher gleichermaßen betroffen: "Wie stark sich das Volumen verringert hat, hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab: Erstens auf welcher Höhe sich die Gletscher befinden, zweitens wie flach die Gletscherzunge ausläuft und drittens wie stark die Gletscher mit Schutt bedeckt sind", so die ETH. In den 1920er und den 1980er Jahren sei die Masse einzelner Gletscher teils gewachsen. "Auch wenn es über kürzere Zeiträume zu einem Zuwachs kam, ist es trotzdem wichtig, das Gesamtbild im Auge zu behalten", betonte Farinotti.
Gletscher in Italien verloren zuletzt ebenfalls massiv an Fläche. So habe sich der Indren-Gletscher allein im letzten Jahr um 40 Meter zurückgezogen, in den vergangen zwei Jahren um mehr als 60 Meter, berichtete die Zeitung "La Repubblica" unter Berufung auf das Italienische Glaziologische Komitee. Ein Rückgang in dieser Größenordnung sei in den vergangenen 50 Jahren nie verzeichnet worden.
wa/cw (afp, dpa, kna)