Shrovetide-Fußball: Chaotische Rauferei voller Tradition
Kein Spielfeld, keine Regeln, keine Tore - aber dafür eine uralte britische Tradition: Das Shrovetide-Fußballspiel ist die Mutter aller Derbys. Und für die Menschen in Ashbourne ein Riesenspaß!
Los geht's!
So sauber und deutlich wird man den Ball nie wieder sehen. Das Shrovetide-Fußballspiel im englischen Ashbourne findet mindestens seit 1667 jedes Jahr am Faschingsdienstag und Aschermittwoch statt. Womöglich ist das Spiel aber auch sehr, sehr viel älter. Auf jeden Fall ist es der Ursprung jeden Derbys, das die lokale Rivalität anheizt.
Das Herzstück des Spiels
Der Anstoßpunkt, der 'Plinth', ist ein spezieller Sockel im Zentrum der Stadt. Hier wird der Ball von lokalen Würdenträgern und gelegentlich auch von berühmten Persönlichkeiten in die Menge geworfen, um das Spiel zu starten. Dieses Jahr hat Bauer John Tomlinson die Ehre, im Jahr 2003 war es Prinz Charles.
Kaum Regeln, viel Leidenschaft
Im Gegensatz zum bekannten Fußball gibt es beim Shrovetide fast keine Regeln. Aber dafür umso mehr Leidenschaft und Tradition: Eine Hälfte des Dorfes kämpft gegen die andere. Und das zwei Tage lang mit fast allen Mitteln. Die Spielzeit dauert von 14 bis 22 Uhr. Fällt vor 17 Uhr ein Tor, gibt es einen neuen Ball. Danach endet das Spiel, wenn ein Treffer erzielt wird oder die Zeit abläuft.
Die Tradition lebt!
Der Shrovetide-Ball ist größer als ein gewöhnlicher Fußball, vier Kilo schwer, handbemalt und mit Kork gefüllt. Seine Gestaltung folgt den Wünschen des Einwerfers, trägt zumeist aber die britische Flagge und die königliche Krone. In jedem Fall muss der Ball nach dem Spiel neu bemalt werden, weil er durch das Spiel stark abgenutzt wird.
Ein Spiel ohne Grenzen
Das Spielfeld erstreckt sich entlang des Flusses Henmore. Die pyramidenförmigen Tore stehen fünf Kilometer auseinander und sehen aus wie Steintafeln am Flussufer. Die Anzahl der Spieler ist unbegrenzt, und die Teams, die "Up'ards" und "Down'ards", kämpfen hart darum, das gegnerische Tor zu erreichen. Das Spiel ist intensiv und oft chaotisch.
Nichts zu Zartbesaitete
Die Spieler der gegnerischen Mannschaften geben alles, um das Spiel zu gewinnen. Das ungezügelte Treiben kann durchaus zu Verletzungen und Sachschäden führen. Freiwillige Ordner haben ein wachsames Auge auf ernsthaftes Foulspiel oder mögliche Schäden.
Schutzraum
Zu Begin des jährlichen Shrovetide-Fußballspiels sitzen diese Gäste hinter Brettern in einem Café. Viele Geschäftsleute versuchen so ihre Läden zu schützen, während draußen das wilde Spiel tobt.
Bedrohte Tradition
Der Shrovetide-Fußball ist alt und voller Traditionen - und wird dennoch von Verboten bedroht. In anderen Orten sind solche Spiele bereits verschwunden. Deshalb achten die Shrovetide-Stewards sehr genau drauf, die Sache nicht völlig aus dem Ruder laufen zu lassen. Damit auch spätere Generationen diese Leidenschaft noch erleben dürfen.