Singapur hängt Drogendealer
2. Dezember 2005Der gebürtige Vietnamese hatte im Jahr 2002 versucht, insgesamt 400 Gramm Heroin über Singapur nach Australien zu schmuggeln. Nguyen, der nicht vorbestraft war, hatte angegeben, er habe mit dem Geld seinem Zwillingsbruder bei der Abtragung von Schulden helfen wollen. Mehrere Begnadigungsgesuche waren von Singapur abgelehnt worden. Für seine Begnadigung hatten sich neben Australien auch Papst Benedikt XVI. und dessen Vorgänger Johannes Paul II. eingesetzt.
Große Empörung in Australien
In Australien sorgte der Fall für große Empörung. Zum Zeitpunkt von Nguyens Hinrichtung versammelten sich in seiner Heimatstadt Melbourne mehrere hundert Menschen zu einem Gottesdienst. Viele weinten, als die Kirchenglocken 25 Mal anschlugen - einmal für jedes Lebensjahr des Todeskandidaten. Auch in Sydney kamen hunderte Menschen vor der Kathedrale St. Mary zu einer Schweigeminute für den jungen Australier zusammen. Banker in Anzug und Krawatte standen neben Punks mit lila Haaren. Fast alle Zeitungen widmeten der geplanten Hinrichtung Nguyens große Artikel auf den Titelseiten.
Entscheidung fiel in Berlin
Der Ministerpräsident von Singapur, Lee Hsien Loong, hatte Nguyens Begnadigung noch am Donnerstag ausgeschlossen. "Alle Faktoren wurden berücksichtigt, aber die Regierung hat entschieden, dass das Gesetz angewendet werden muss, und das Gesetz wird angewendet werden", sagte Loong nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. Auf eine persönliche Bitte des australischen Premierministers John Howard erlaubte Loong lediglich, dass Nguyen vor seinem Tod noch einmal seine Mutter und seinen Zwillingsbruder berühren durfte. Normalerweise dürfen die Angehörigen den Verurteilten nur durch eine Glasscheibe sehen.
Weltweit die meisten Hinrichtungen
Die Drogengesetze des Stadtstaates zählen zu den strengsten der Welt. Für den Besitz von mehr als 15 Gramm Heroin oder mehr als 500 Gramm Cannabis ist die Todesstrafe zwingend vorgeschrieben. Nach Angaben von Amnesty international aus dem Jahr 2004 wurden in Singapur seit 1991 fast 420 Menschen exekutiert, die meisten wegen Drogenvergehen. Damit habe der Stadtstaat gemessen an der Bevölkerungszahl weltweit die höchste Zahl an Hinrichtungen.