Skandalspiel - Wie oft wird noch verhandelt?
25. Mai 2012Das juristische Tauziehen um das Chaosspiel von Düsseldorf und den Verbleib in der Fußball-Bundesliga droht kein Ende zu nehmen. Vor dem am heutigen Freitag (25.05.2012) anstehenden Urteil des DFB-Bundesgerichts über die Wertung der Relegationspartie kündigte Hertha BSC an, im Falle einer erneuten Niederlage am Grünen Tisch das Thema bei der Mitgliederversammlung des Vereins in der nächsten Woche zu beraten.
Hertha-Präsident Werner Gegenbauer, der vor einer richtungsweisenden Präsidiumswahl steht, unterstrich, dass ein Gang in die nächste Instanz, also vor das Ständige Schiedsgericht der Lizenzvereine im Profifußball, nicht mehr ausgeschlossen sei. "Es besteht durchaus die Überlegung, bei der Frage, ob wir das Schiedsgericht anrufen oder nicht, die Mitgliederversammlung dazu zu nutzen, ein Votum von den Mitgliedern zu bekommen", sagte Gegenbauer.
Hertha in der Strategie uneins
Kurios ist, dass sich Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt zuvor in einem Zeitungsinterview gegenteilig geäußert hatte: "Wir haben uns mit Hertha darauf geeinigt, die Entscheidung des DFB-Bundesgerichts zu akzeptieren. Sollte nichts Außergewöhnliches passieren, werden wir nicht vors Schiedsgericht ziehen."
Diesen Satz bezeichnete Präsident Gegenbauer danach als "etwas weniger differenziert dargestellt". Der Berliner Club wolle sich auf jeden Fall die kommende Urteilsbegründung ansehen und dann eine Entscheidung treffen. Gegenbauer glaubt, "dass eine Einspruchsfrist keinesfalls so kurz sein wird wie nach der ersten Instanz".
In Berlin herrscht Zuversicht
Das Sportgericht des DFB hatte den Einspruch der Berliner gegen die Spielwertung am Montag (21.05.2012) abgewiesen. In der Verhandlung vor dem Bundesgericht will die Hertha nun Verfahrensfehler anhand von Video-Aufzeichnungen nachweisen. Die Sequenzen waren in erster Instanz nicht als Beweismittel zugelassen worden. "Wir haben die Pflicht, alles für Hertha BSC zu tun", sagte Gegenbauer.
Rechtsanwalt Schickhardt gab sich zuversichtlich, dass Herthas Chancen am Freitag deutlich besser sein werden. "Es gibt keine Niederlage. Nach der mündlichen Erläuterung des Urteils haben wir viele stichhaltige und handfeste Gründe, gegen die Entscheidung vorzugehen", sagte der Jurist. Er behauptete, die Umstände, die zum Abbruch des Skandalspiels geführt hätten, seien vom Sportgericht falsch eingeschätzt worden. "Das Urteil in erster Instanz hat sich leider viel zu viel mit Umständen befasst, die rechtlich irrelevant sind. Es hat dadurch den Kern des Verfahrens aus den Augen verloren. Wir werden es jetzt zum Kern des Verfahrens zurückführen."
Fortuna bleibt gelassen
Im Falle einer Entscheidung pro Hertha hätte auch Relegationsgegner Düsseldorf noch die Gelegenheit, das Schiedsgericht anzurufen. Allerdings schüttelt man bei der Fortuna über das Verhalten der Hauptstädter nur den Kopf. "Da habe ich kein Verständnis für. Ich hätte das für unseren Club nicht gemacht", sagte Geschäftsführer Paul Jäger. Vor dem Termin und einem theoretisch auch möglichen finalen Urteil herrschte am Rhein verhaltener Optimismus. "Wenn es so wäre, könnten wir endlich den Aufstieg feiern."