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Solidarität mit Winterkorn

13. April 2015

Der unter Druck stehende VW-Chef Martin Winterkorn bekommt immer mehr Unterstützer - Vertreter aus Politik und Wirtschaft signalisieren ihre Solidarität. Dies wird auch auf der Hannover Messe deutlich.

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VW-Chef Martin Winterkorn trifft Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Hannover Messe (TOBIAS SCHWARZ/AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images/T. Schwarz

Der nach der Kritik des VW-Patriarchen Ferdinand Piëch schwer unter Druck stehende Konzernchef Martin Winterkorn erhält Unterstützung. "Ihm ist eine Welle der Solidarität entgegen geschwappt", sagte ein Teilnehmer eines VIP-Empfangs, den Winterkorn am Sonntagabend nach dem Start der Industrieschau Hannover Messe besucht hatte. Weitere Teilnehmer bestätigten, dass bekannte Persönlichkeiten intensiv auf Winterkorn zugingen und sich mit dem Konzern-Chef unterhielten. Darunter waren Daimler-Boss Dieter Zetsche, der Aufsichtsratsquerelen um sein Amt nur zu gut kennt, und der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident und aktuelle Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD).

Am Montagvormittag war Winterkorn beim Rundgang mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am VW-Stand auf der Hannover Messe zusammengetroffen (Artikelbild). Aus seinem Umfeld verlautete, dass Winterkorn trotz der öffentlichen Debatte um die Führungskrise bei Europas größtem Autobauer "gelöst" wirke. Mit der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat, den Vertretern des VW-Ankeraktionärs Niedersachsen und mit dem Piëch-Cousin und VW-Großaktionär Wolfgang Porsche hat sich bereits eine starke Allianz um Winterkorn formiert.

Am Sonntag ging VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche auf Distanz zu Piëch. "Die Aussage von Herrn Doktor Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist", zitierte ein Sprecher Wolfgang Porsche. Er ist ein Cousin Piëchs und zugleich Aufsichtsratschef der Porsche SE, die mit 51 Prozent die Mehrheit an Volkswagen hält. Die Arbeitnehmerseite und das Land Niedersachsen, der zweitgrößte Eigner, hatten sich demonstrativ hinter Winterkorn gestellt, der das Unternehmen mit 600.000 Beschäftigten seit 2007 führt.

Die Rolle des Aufsichtsrates

Die Machtfrage bei Volkswagen steht vor dem Hintergrund einer besonderen Konstellation aus Familienunternehmen, Börsenorientierung, Einfluss der öffentlichen Hand und einem starkenBetriebsrat. Das alles spiegelt sich im 20-köpfigen Aufsichtsrat wider. Ihn leitet der VW-Patriarch und Großaktionär Ferdinand Piëch. Der bald 78-Jährige war früher VW-Vorstandschef und gilt mit seinem Familienstamm Porsche/Piëch als Mittelpunkt der Macht.

Der PS-Clan mit Wurzeln beim VW-Käfer-Ingenieur Ferdinand Porsche hält über seine schwäbische Porsche-Holding PSE die Mehrheit im VW-Konzern. Sie hängt an den stimmberechtigten Stammaktien der Wolfsburger.

Doch mit ihrer Stimmenmehrheit können die Porsches und Piëchs bei VW noch lange nicht durchregieren. Denn auf ihrer Kapitalseite stehen zwei der insgesamt zehn Aufsichtsratssitze dem zweitgrößten VW-Eigner Niedersachsen zu. Derzeit vertreten Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und sein Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies (beide SPD) die Beteiligung des Landes im Kontrollgremium. Die Vergangenheit zeigte mehrfach, dass Arbeitnehmerseite und Land oft als Allianz agierten.

Die zehn Sitze des Arbeitnehmerflügels im Aufsichtsrat werden geführt von VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Sowohl der Betriebsrat als auch das Land haben sich nach der Kritik von Piëch an Winterkorn hinter den VW-Chef gestellt und ihm demonstrativ den Rücken gestärkt. Auch Porsches Familiensprecher Wolfgang Porsche zählt zu der Allianz.

Für eine Absetzung Winterkorns müsste dieser sich laut Aktiengesetz eine "grobe Pflichtverletzung" geleistet haben oder "unfähig zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung" sein. Und laut Mitbestimmungsgesetz müssten zudem für sein Aus mindestens 14 der 20 Kontrolleure stimmen.

VW-Aktie unter Druck

Volkswagen -Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und Vorstandschef Martin Winterkorn werden sich einem Zeitungsbericht zufolge in den kommenden Tagen treffen. Dabei werde es auch um die Aussagen von Piëch gehen, der mit seinem Satz "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn" für Aufregung bei Europas größtem Autobauer sorgte, berichte das "Handelsblatt" (Montagausgabe). Neben diesem Gespräch sei in den kommenden Tagen zudem ein Treffen der Familien Piëch und Porsche geplant, berichtete die Zeitung unter Berufung auf das Umfeld der Familie.

An der Börse gerät Volkswagen unter Verkaufsdruck. Die Aktien des Autobauers fielen angesichts der Diskussion um die Zukunft des Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn um 1,8 Prozent. Angesichts der Reaktionen auf die Äußerungen Ferdinand Piëchs scheinen, so die Nachrichtenagentur Reuters, die Börsianer zu bezweifeln, dass der VW-Patriarch diesen Machtkampf gewinnt.

dk/wen (dpa/rtr)