Somaliland: Ein Hafen der Hoffnung
Seit 25 Jahren fristet Somaliland ein Schattendasein. Nun will es wirtschaftlich aufholen - mit einem großen Hafen, der Äthiopien mitversorgen soll. Das Problem: Somaliland wird international immer noch nicht anerkannt.
Ein größerer Hafen für Berbera
Endlich soll der Hafen von Berbera ausgebaut und erweitert werden. Somaliland und Äthiopien haben Ende März ein neues Handelsabkommen geschlossen. Das könnte den Hafen perspektivisch zu einem wichtigen Handelszentrum in der Region machen und die Entwicklung Somalilands entscheidend voranbringen - auch in Hinblick auf einen eigenen Staat.
Verblasster Glanz
Berbera - schon der Name der Stadt lässt an tropische Strände, sagenumwobene Händler und glühende Sonnenuntergänge denken. Einst war Berbera eine wichtige Anlaufstelle für den Seehandel. Dann verlor der Hafen an Bedeutung, während Dschibuti aufholte. Heute wickelt die Regionmacht Äthiopien nur noch fünf Prozent des Handel über Berbera ab.
25 Jahre Quasi-Staat
Seit sich die Region 1991 von Somalia unabhängig erklärt hat, bleibt die internationale Gemeinschaft eisern und erkennt Somaliland nicht als eigenständigen Staat an. Trotzdem hat die "Quasi-Republik" bis heute überlebt. Und Somaliland scheint langsam aus seinem Schattendasein zu treten: Derzeit schmiedet die Region bedeutsame wirtschaftliche Beziehungen zu Äthiopien.
Kaum Finanzhilfen für Nicht-Staaten
Weil Somaliland international nicht anerkannt wird, bekommt es von der Weltbank oder dem Internationalen Währungsfond keine Finanzhilfen im großen Umfang. Für diese Mitglieder der Seefahrer-Gewerkschaft am Kai des Berbera-Hafens bedeutet das: Sie bekommen weniger Geld als ausländische Arbeiter, da Somaliland nicht die gleichen Löhne zahlen kann wie Länder, die Finanzhilfen bekommen.
Der Weg ist noch lang
Armut und Arbeitslosigkeit sind in Somaliland hoch. Deshalb erhofft sich die Regierung von der Partnerschaft mit Äthiopien, dass der wirtschaftliche Erfolg des Nachbarn abstrahlt. Aber bis der Berbera-Hafen genutzt werden kann, sind Investitionen nötig: Die Asphaltstraße, die Äthiopien zur gemeinsamen Grenze gebaut hat, wird auf der somalischen Seite löchrig und ungeeignet für den Güterverkehr.
Kamele nähren die Staatskasse
Somaliland lebt von Einnahmen aus der Viehzucht, Hauptabnehmer sind arabische Länder. Der Tierhandel macht zwei Drittel der Staatseinnahmen aus. Darüber hinaus ist die Region angewiesen auf Geld, das aus der Diaspora zurückfließt: immerhin im Wert von mehr als 352 Millionen Euro jährlich. Die Regierung selbst hat nur ein winziges Budget und ist abhängig von der Unterstützung einheimischer Clans.
Hargaeisa: Wie Phönix aus der Asche
Die Hartnäckigkeit Somalilands zeigt sich am deutlichsten in der Hauptstadt Hargeisa. "1991 lag die Stadt in Schutt und Asche", sagt Saeed Mohamoud, Geschäftsführer von Horizon Institute, einer Firma, die Gemeinden in Somaliland in Entwicklungsfragen berät. "Manche Unternehmer haben mit Segelbooten Lieferungen aus Dubai geholt und damit Leben zurück in die Stadt gebracht."
Konservativer Islam auf dem Vormarsch?
In Hargeisa sind einige Bewohner allerdings besorgt über ein "stetes Abdriften" hin zum konservativen Islam. Kaum noch dringt Musik aus den Tee-Shops, immer mehr Frauen tragen die schwarzen, muslimischen 'Abayas' und nicht mehr die typisch bunten somalischen Kleider. Andere widersprechen: Die konservative Strömung existiere friedlich neben anderen in der liberalen Gesellschaft.
Stadt der Kontraste
Besucher der sonnenverwöhnten Hauptstadt mit ihren rund 800.000 Einwohnern erleben einen Mix aus chaotischen Märkten und top-modernen Gebäuden, die die Diaspora finanziert hat. Direkt hinter den engen Marktbuden prahlt Hargeisa mit spiegelnden Bürobauten, Cafés mit freiem Internetzugang und klimatisierten Fitnessstudios.
Somaliland: Bisher stabil
Auf den Straßen in Somaliland ist es friedlich und sicher. Geldwechsler türmen gar ihre Geldscheine offen vor sich auf. Aber das wirtschaftliche Potential der Region wird nicht ausgeschöpft. Den Menschen geht langsam die Geduld aus. Dennoch geben sie ausländischen Besuchern mit auf den Weg: "Bitte erzählen Sie anderen von unserem Land."