Südafrika: Wenn Essen krank macht
Mindestens die Hälfte aller Südafrikaner ist übergewichtig. Vor allem die Armen leben von Fastfood. Das ist billig, aber auch ungesund. Ein Streifzug durch die Imbissbuden des Armenviertels Hillbrow in Johannesburg.
Südafrikas beliebtestes Fastfood
In den Armenvierteln ist "Kota" für viele Menschen eine Art Grundnahrungsmittel - egal ob jung oder alt. Er ist unglaublich billig und macht satt. Der Preis richtet sich nach der Füllung und liegt ungerechnet zwischen 30 und 90 Cent. Zum Kota gehören weißes Toastbrot, Analogkäse, Pommes und billige Wurstimitate, die Polony, Russian oder Vienna genannt werden.
Mit wenig Geld satt werden
Doch der Kota ist das Gegenteil einer Vitaminbombe. In den Armenvierteln versuchen die Menschen zu sparen. Das gilt auch für die Budenbesitzer, die Kota verkaufen. Das Frittierfett wird nicht oft gewechselt. Vergangenes Jahr kam es in Südafrika zum schlimmsten Ausbruch der Infektionskrankheit Listeriose mit 183 Todesfällen - die Krankheitserreger waren in der künstlichen Wurst versteckt gewesen.
Arm und mangelernährt
Essen mit wenig Nährstoffen, dafür mit viel Fett, Zucker und Salz. Das ist eine Ursache für eine Epidemie, die sich in Südafrika, wie hier in Johannesburg, und in vielen Entwicklungsländern ausbreitet. Die ungesunde Ernährung führt zu Übergewicht. Das kann Diabetes, Krebs oder Herzkrankheiten auslösen. Solche Krankheiten sind in Südafrika für die Hälfte aller vorzeitigen Todesfälle verantwortlich.
Billig, aber giftig
Ungesundes Essen ist günstig zu haben. In diesem 24-Stunden-Supermarkt kostet ein Kilo maschinell verarbeiteter Wurst umgerechnet drei Euro. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe zeigt: In Polony steckt gerade mal 46 Prozent Fleisch beziehungsweise “mechanisch entknöchertes Schweine- und Hühnerfleisch”. Der Rest sind Wasser, Stabilisatoren, Stärke und chemische Zusatzstoffe.
Volksnahrungsmittel Maisbrei
"Am schnellsten und besten verkauft sich Mealie Meal", sagt der Supermarkt-Manager. Mealie Meal, auch Pap genannt, ist ein nährstoffarmer weißer Brei. In vielen Haushalten gehört er zu jeder Mahlzeit. Viele Kunden kaufen auch haltbare Vollmilch und Zucker. In Supermärkten in wohlhabenderen Vierteln sind die Regale voll mit gesundem Müsli, Reis, Nudeln und Brot. Die haben jedoch ihren Preis.
Pap - unterwegs und zu Hause
Pap ist das Grundnahrungsmittel der Armen. Egal, ob zu Hause zubereitet oder unterwegs gekauft. "Wir essen zu allem Pap", sagt Thema Masuku, ein Kunde an einem der Imbisses in Hillbrow. "Pap und Fleisch, etwas anderes können sich die Leute hier nicht leisten." Vielen Menschen ist nicht klar, wie ungesund diese Ernährung ist und was der Mangel an Nährstoffen für ihren Körper bedeutet.
Neue Essensgewohnheiten
In vielen Entwicklungsländern hat sich die Ernährungsweise in den vergangenen Jahren verändert: Die Menschen essen immer mehr Fertigmahlzeiten und industriell hergestellte Nahrungsmittel. In vielen Ländern verdrängen sie die klassische Küche. Das Phänomen zieht sich durch alle Altersklassen: Hier in Johannesburg-Hillbrow bilden sich nach Schulschluss an Kota-Ständen oft Schlangen von Jugendlichen.
Die Gefahr wächst
Diabetes, Schlaganfälle und Bluthochdruck sind Krankheiten, die früher in Afrika kaum vorkamen. Doch die Kota-Zutaten Fett, Salz und Zucker können sie auslösen. In Afrika steigt die Verbreitung solcher Krankheiten rapide an. Die Weltgesundheitsorganisation prognostiziert, dass sie im Jahr 2030 die häufigste Todesursache sein werden.
Gemüse - aber nur ein bisschen
"Selbst wenn die Menschen Gemüse kaufen, bereiten sie es ungesund zu", sagt die Ernährungswissenschaftlerin Thandi Puoane von der Universität Westkapp. In einer Umfrage fand ihre Hochschule heraus, dass viele Menschen Spinat, Tomaten oder Kohl mit billigen Fleischresten in viel Fett zubereiten. Dazu kommen Geschmacksverstärker. So wird sogar potenziell nahrhaftes Essen zu einer Kalorienbombe.
Eine kurze Speisekarte
"Mama Dombolo" ist ein Container-Restaurant wie viele in Hillbrow. Es gibt genau ein Gericht: Pap und Matambo, Rinderknochen-Eintopf. Dazu gibt es in der Regel einen Klecks Morogo, eine afrikanische Spinat-Art. Kein Wunder also, dass viele Menschen in armen Gegenden wie Hillbrow übergewichtig oder fettleibig sind.