Tattoo-Stress für Irans Dejagah
19. August 2018Der iranische Fußballnationalspieler und frühere Bundesligaspieler Ashkan Dejagah muss sich wegen seiner offen gezeigten Tätowierungen und wegen geposteten gemeinsamen Fotos mit seiner unverschleierten Frau, die die beiden in zärtlicher Pose zeigen, vor dem Ethik-Ausschuss des iranischen Fußballverbandes rechtfertigen. Dejagah hatte seine Tätowierungen nach seinem Eintritt in das iranische Nationalteam im Jahr 2012 bedeckt, sie aber später wieder - seit der Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 - nach und nach offen gezeigt.
Missbilligt, aber nicht verboten
Die Handhabung von Tätowierungen - bei internationalen Fußballern inzwischen per Gruppenzwang normal - ist im Iran nicht klar geregelt, aber die Praxis wird missbilligt. Sie gilt als konträr zu "islamischen Werten" und als Symbol der "Verwestlichung" der Gesellschaft. Die dem iranischen Justizministerium angeschlossene Nachrichtenagentur "Mizan News" stellte im Zusammenhang mit dem "Fall" Dejagah klar: "Sich tätowieren zu lassen gilt in der iranischen Gesellschaft als unmoralisches und unangemessenes Verhalten. Allerdings ist es nach den Gesetzen des Landes nicht strafbar." Der Kriminologe Mohammed Nasl bestätigte gegenüber der Zeitung "Shahrvand": "Es gibt kein gesetzliches Verbot von Tätowierungen im Iran." Iranische Jugendliche verteidigen Tätowierungen in ihren sozialen Netzwerken als Ausübung des "Rechts am eigenen Körper", als "modisch" und als "Kunstwerke".
Fußballer als Vorbilder
Die Tätowierung von Sportlern ist auch im Iran nicht selten, aber gerade bei Fußballern ist diese Mode den Behörden ein Dorn im Auge. Der Grund ist die große Popularität des Fußballsports im Iran, und Sportler sollen im Iran - eine auch im Westen verbreitete Ansicht - als Vorbilder der Jugend agieren. Auch für Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung im Iran wurden schon Verbote von Tätowierungen ausgesprochen oder deren Bedeckung am Arbeitsplatz angemahnt. Es soll auch vorgekommen sein, dass die Sittenpolizei in größeren Städten Passanten auf der Straße angehalten hat, die ihre Tätowierungen offen gezeigt haben.