Todesstrafe mit Gnadenfrist für Gu
20. August 2012Sollte Gu sich in diesem Zeitraum keiner weiteren Straftaten schuldig machen, bedeutet das Urteil für sie wahrscheinlich eine lebenslange Gefängnishaft, wie ein Augenzeuge des Verfahrens berichtete. Ein mitangeklagter Hausangestellter wurde wegen Beihilfe zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Beide hatten Geständnisse abgelegt.
Gu soll mit Hilfe des britischen Geschäftsmannes Neil Heywood versucht haben, Geld ins Ausland schaffen. Als der Plan aufzufliegen drohte, soll sie den Briten vergiftet haben - um die Karriere ihres Mannes Bo Xilai zu retten. Nach Bekanntwerden der Mord-Affäre, die in der regierenden kommunistischen Partei hohe Wellen schlug, verlor Xilai allerdings sämtliche politischen Ämter - darunter den Sitz im mächtigen Politbüro.
Die Polizei räumte in dem Prozess die Manipulation von Beweismitteln zugunsten Gus ein. Zu dem Verfahren waren nur staatliche Medien zugelassen.
Zunächst war von Alkoholvergiftung die Rede
Heywood war im November 2011 in einem Luxushotel der zentralchinesischen Stadt Chongqing tot aufgefunden worden. Die Leiche wurde schnell und ohne Autopsie eingeäschert. Die amtliche Diagnose lautete zunächst: Alkoholvergiftung.
An dieser Erklärung wurden aber wenige Monate später Zweifel laut. Wie es heißt, sollen Polizisten in der 30-Millionen-Stadt Chongqing betont haben, sie seien nicht bereit, eine Bescheinigung zum Alkoholtod des britischen Geschäftsmannes zu unterschreiben. Kurz darauf wurde der örtliche Polizeipräsident ohne Angabe von Gründen entlassen.
Bo Xilai - Aus der Öffentlichkeit verschwunden
Bo Xilai war damals Chef der Kommunistischen Partei in Chongqing und galt als aussichtsreicher Kandidat für einen Posten im ständigen Ausschuss des mächtigen Politbüros. Im Zuge des Skandals um Heywood wurde er aber entmachtet und seit Monaten nicht mehr öffentlich gesehen. Sein Sturz gilt als ein schwerer Schlag für die sogenannte "Neue Linke" in der Kommunistischen Partei Chinas.
Bo war wegen seiner "roten" Kampagne und seiner neo-maoistischen Linie zur Galionsfigur der linkskonservativen Kräfte geworden. Mit seiner Hilfe hofften sie, ihren Einfluss auszuweiten und sich gegen den marktorientierten Kurs der Reformer stemmen zu können. Nicht jedem in Peking gefiel das.
haz/qu (rtr, dpa, afp)