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Politik

Stau an der Rodelpiste

3. Januar 2021

Ansteckungsgefahr, Lockdown, Appelle an die Vernunft - alles nutzlos. Auch am Sonntag zog es die Ausflügler zu Tausenden in die verschneiten Bergregionen.

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Deutschland | Coronavirus | Winterberg Besucheransturm
Wer zum zum Kahlen Asten im Sauerland wollte, brauchte viel GeduldBild: Bernd Thissen/dpa/picture alliance

 "Wir haben hier Chaos hoch drei, es bricht alles zusammen", stellte ein Sprecher der Polizei in Goslar fest. Auf Rodelbergen im Harz wie der Hexenritt-Abfahrt am Wurmberg tummelten sich die Massen. Auch auf Wanderwegen liefen Ausflügler dicht an dicht. Entgegen allen Mahnungen machten sich auch am Sonntag tausende Menschen auf den Weg in den Harz, nach Winterberg im verschneiten Sauerland und zum Großen Feldberg in Hessen.

Coronavirus |  Ansturm auf Skigebiete | Winterberg
In Winterberg herrschte ein Betrieb wie in der SkisaisonBild: Marius Becker/dpa/picture alliance

Polizei und Ordnungsbehörden schrieben Anzeigen wegen zahlreicher Verstöße gegen Corona-Maßnahmen wie Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen. In Winterberg riegelte die Polizei wichtige Zufahrtsstraßen ab. Es komme jetzt praktisch niemand mehr rein, sagte eine Sprecherin der Stadt. zwar habe man am Samstag ein Betretungsverbot ausgesprochen, aber die Leute seien am Sonntag trotzdem wieder gekommen.

Deutschland | Coronavirus | Winterberg
Polizisten und Mitarbeiter des Ordnungsamtes kontrollierten in Winterberg die Einhaltung der Corona-MaßnahmenBild: Henning Kaiser/dpa/picture alliance

Mit Hinweis auf die Ansteckungsgefahr mit Corona und den Lockdown hatte die Gemeinde immer wieder darum gebeten, auf Ski- und Rodelspaß zu verzichten. Polizei und Ordnungsbehörden stellten allein am Samstag 94 Verstöße gegen die Corona-Kontaktbeschränkung und 176 Verstöße gegen die Maskenpflicht fest. Dazu kamen zwei Strafanzeigen, weil Einsatzkräfte beleidigt wurden.

Coronavirus |  Ansturm auf Skigebiete | Harz
Der Parkplatz an der Harzer Hexenritt-Abfahrt war schon am Morgen überfülltBild: Swen Pförtner/dpa/picture alliance

Auch in den bayerischen Alpen suchten Tausende Menschen Abwechslung. Hunderte Schlittenfahrer tummelten sich selbst auf kleinen Hügeln und die Skipisten bevölkerten Tourengeher. Allerorten waren die Parkplätze voll. Viele nutzten die zugefrorenen Seen zum Schlittschuhlaufen. Der Bürgermeister von Schliersee, Franz Schnitzenbaumer, gab zu bedenken, dass im Großraum München drei Millionen Menschen lebten, die alle nicht in den Urlaub fahren dürfen. Das sei nun zu spüren.

Kein Abstand, keine Masken: Polizei löst Gottesdienst auf

Die Gefahr einer Infektion mit dem Coronavirus konnte auch Gläubige im ostwestfälischen Herford offenbar nicht schrecken. Dort beendete die Polizei einen freikirchlichen Gottesdienst mit mehr als 100 Teilnehmern.

Die Gläubigen, darunter auch Kinder, hätten weder Mund-Nasen-Masken getragen noch den erforderlichen Mindestabstand eingehalten. Außerdem sollen sie entgegen den aktuellen Regeln für Gottesdienste gesungen haben. Die Polizeibeamten schrieben 111 Ordnungswidrigkeitsanzeigen wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz.

Kurz vor Weihnachten hatte sich ein ähnlicher Fall in einer christlichen Kirchengemeinde in Essen ereignet. Dort waren mehr als 80 Gläubige zusammengekommen, die gemeinsam sangen, keine Masken trugen und Abstände nicht einhielten.

Ein staatliches Gottesdienstverbot gibt in keinem der 16 deutschen Bundesländer. Artikel 4 im Grundgesetz schützt die Religionsfreiheit. Zu Weihnachten hatten allerdings vielerorts evangelische und katholische Gemeinden Präsenzgottesdienste abgesagt.

uh/ml (dpa, epd)