Weltweite Trucker-Proteste
12. Februar 2022Seit fast zwei Wochen blockieren Trucker mit ihren Sattelschleppern wichtige Straßen in Ottawa. Inzwischen hat die kanadische Hauptstadt deswegen den Notstand ausgerufen. Immer wieder schließen sich ihnen Fußgänger an, um gemeinsam gegen die Corona-Politik der kanadischen Regierung zu protestieren.
Gestartet war die "Freiheits-Kolonne" (engl.: Freedom Convoy) am 22. Januar in British Columbia an der kanadischen Pazifikküste. Der Protest richtete sich ursprünglich gezielt gegen die Aufhebung einer Ausnahmeregelung für sie: Wer ohne gültige Corona-Impfung von Kanada in die USA - oder andersherum - reist, muss für 14 Tage in Quarantäne. Bis Mitte Januar waren Trucker davon ausgenommen.
Als der Konvoi eine Woche später in Ottawa ankam, waren LKW-Fahrer aus allen kanadischen Provinzen dazugestoßen. Kurz darauf schlossen sich auch Fußgänger an und schnell wurde klar: Es geht nicht mehr allein um die Ausnahmeregelung für Trucker, sondern um Proteste gegen die Corona-Politik der Regierung von Justin Trudeau allgemein.
Kanada und USA
Inzwischen haben sich Trucker auch in weiteren kanadischen Großstädten zusammengefunden. Zudem blockieren sie mehrere Grenzübergänge zu den USA. Berichten zufolge sind davon inzwischen nicht nur Verkehr und Handel betroffen, mehrere Betriebe - darunter Produktionsstätten von Toyota in Kanada und Ford in den USA - mussten die Produktion herunterfahren, weil Bauteile nicht geliefert werden konnten.
Anfang der Woche trat das kanadische Parlament zu einer Sondersitzung zusammen. Am Donnerstag rief US-Präsident Joe Biden Kanada auf, die Grenzblockade aufzulösen und bot Hilfe dabei an.
Gleichzeitig haben die kanadischen Trucker unter US-Kollegen Sympathien geweckt. Wie die "LA Times" berichtet, diskutierten Gegner der Impf-Auflagen unter dem Hashtag #TruckersForFreedom2022 mögliche Routen von Kalifornien nach Washington.
Neuseeland
Auch auf der anderen Seite der Welt hat der "Freedom Convoy" Kritiker der Corona-Politik inspiriert: In der neuseeländischen Hauptstadt Wellington campieren seit Beginn der Woche mehrere Tausend Menschen in den Grünanlagen vor dem Parlament und blockieren umliegende Straßen. Nach Zusammenstößen nahm die Polizei am Donnerstag mehr als 100 Personen fest. Am Freitag gesellten sich weitere Menschen dazu.
Frankreich
Mitte der Woche haben sich in Nizza, Toulouse und weiteren südfranzösischen Städten "Friedenskonvois" aus PKW, Lieferwagen und Wohnmobilen formiert und auf den Weg nach Paris gemacht. Am Freitagmorgen starteten im Norden des Landes weitere Autokorsos. Mehrere Hundert Fahrzeuge sammelten sich etwa in der bretonischen Hauptstadt Rennes. Am Samstag wollen die Teilnehmer gemeinsam in der Hauptstadt gegen die Corona-Maßnahmen der französischen Regierung protestieren.
Indes hat die Pariser Polizei mitgeteilt, dass jegliche Demonstration im Zusammenhang mit dem "Convoi de la Liberté" verboten sei, und darauf hingewiesen, dass Verkehrsbehinderungen mit bis zu zwei Jahren Haft und Geldstrafen in Höhe von 4500 Euro geahndet werden könnten. Die Organisatoren müssten mit sechs Monaten Haft oder bis zu 7500 Euro Geldstrafe rechnen. Es stünden 7200 Polizisten sowie Räumfahrzeuge, Bagger, Kräne und Wasserwerfer bereit, um etwaige Kundgebungen aufzulösen.
Belgien, Niederlande, Österreich
Von Paris aus wollen offenbar einige Demonstranten weiterfahren nach Brüssel, um auch dort gegen die Corona-Politik zu protestieren. Auch in belgischen und niederländischen sozialen Medien gibt es Aufrufe, sich am Montag in Brüssel, der Hauptstadt Belgiens und der EU, einzufinden.
Wie in Paris haben die Behörden auch für Brüssel Straßenblockaden verboten. Ein für Freitag geplanter "Friedenskonvoi" in der österreichischen Hauptstadt Wien wurde abgesagt, nachdem die Behörden ihn verboten hatten.