Schwarzer Freitag?
10. Oktober 2008"Im Moment ist nicht absehbar, wo der Boden ist." So bezeichnete die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen, Gertrud Traud, das globale Börsen-Desaster. Nichts geht mehr. Der DAX verlor innerhalb einer Woche ein Viertel seines Wertes. In Österreich machte die Börse am Morgen gleich wieder zu, so dramatisch waren die Kurseinbrüche. An der Londoner Börse befinden sich die Aktien im freien Fall. New York und Tokio sieht es nicht besser aus, im Gegenteil. "Käuferstreik" nannten die Volkswirte das. "Im Moment wird quer durch den Garten alles verkauft: Auch Aktien von Unternehmen, die überhaupt nicht von Finanzkrise betroffne sind", erklärt Traud.
"Nehmt Vernunft an"
Es ist eine dramatische Karriere: Vor einem Jahr schwelgte der DAX noch im Rekordhoch von über 8000 Punkten, jetzt der Einbruch. 360 Millionen Euro haben die DAX-Konzerne seit Jahresbeginn an Verlusten eingefahren. Der DAX büßte fast 40 Prozent seines Wertes ein. Am Freitag (10.10.2008) waren die Konzerne so schwer mitgenommen wie noch nie. Besonders hart traf es Bank- und Versicherungsaktien: Die Deutsche Bank verlor zwei Drittel ihres Wertes, die Allianz knickte um 16 Prozent ein. "Hier herrscht Untergangsstimmung. Keiner kann sagen, wie weit es noch nach unten geht", sagte ein verzweifelter Händler. Da ist auch der Chef der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, machtlos – niemand hört seine Appelle: "Wir sagen Ihnen: Nehmt wieder Vernunft an."
Autoindustrie zittert
Weltweit hart getroffen ist vor allem die Autoindustrie. Die Aktie von General Motors fiel an der New Yorker Börse auf einen historischen Tiefstand. BMW und Daimler fuhren herbe Verluste ein. Immer lauter werden die Gerüchte um eine mögliche Pleite von General Motors und auch anderen Autokonzernen. Denn auch Ford und Chrysler geht die Luft aus. In den USA werden bereits staatliche Kredite für die Autoindustrie diskutiert.
Krise wie vor 80 Jahren?
Einen "schwarzen Freitag" vermelden die Agenturen. Die Krise weckt Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren. Ralph Solveen von der Commerzbank hält das für übertrieben: "Dieses Land wird nicht im nächsten Jahr in rauchenden Trümmern liegen. Das Wirtschaften in Deutschland hört nicht auf." Die Industrie als zweites wichtiges Standbein der Wirtschaft scheine robust. Sicher ist das nicht, wurde doch gerade erst eine globale Rezession für 2009 prognostiziert.
Um der Panik entgegenzuwirken, fordern erste Beobachter bereits, die Börsen weltweit für eine Woche zu schließen. (ako)