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Schwimmende Hotels

Günther Birkenstock17. November 2008

Was früher ein Luxus-Urlaub war, können sich heute viele leisten: Die Kreuzfahrt-Branche boomt. Darüber freuen sich nicht nur die Kreuzfahrtunternehmen. Auch die Städte mit großen Häfen verdienen an den Touristen.

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(MSC Kreuzfahrten)
Auf Schiffen wie diesem machen immer mehr Touristen UrlaubBild: MSC Kreuzfahrten GmbH

"Hier oben auf dem offenen Deck spielt sich wirklich das Leben ab: Wir haben zwei Pools, es gibt zwei Whirlpools, die auch im Winter gerne benutzt werden. Auch bei acht Grad sitzen hier immer noch Leute und genießen die Open-Air-Atmosphäre und die Ruhe." So beschreibt Reiseleiter Patrick Walchshofer das Leben auf der MSC-Lirica. Das Kreuzfahrtschiff ist mit 780 Kabinen eines der kleineren Schiffe.

Das Kapitänsdinner ist schon lange nicht mehr der Höhepunkt der Reise. Es gibt vielmehr ein "Non-Stop-Rundum-Programm" für die 2200 Gäste: die obligatorischen Pools und Liegestühle mit schöner Aussicht, Fitnessräume, Bars, Discotheken, Spielsäle und Computer. Sogar ein Theater sei auf dem Schiff, erzählt Walchshofer. Dort werde alles gespielt, was "international ist und wozu man nicht das gesprochene Wort, die Sprache braucht" - Zaubershows, klassische Musik oder Cabaret.

Rundum-Versorgung für Groß und Klein

Animationsprogramm auf dem Deck eines Kreuzfahrtschiffes
Unterhaltung an Bord gehört dazu: Die Reisenden sollen sich auf dem Ozeanriesen nicht langweilenBild: dw-tv

Auch die kleinsten Gäste sind eine wichtige Zielgruppe für die italienische Reederei MSC. Für die Kinder gibt es auf dem Schiff einen Piratenclub, Kinderpartys und internationale Betreuung. Früher sei das anders gewesen, sagt Geschäftsführer Falk-Hartwig Rost. Da habe es kaum Kinder auf den Schiffen gegeben, und wenn, dann nur welche in Smoking und Krawatte.

Heute kämen auch Eltern mit ihren Kindern an Bord. Und während die Eltern entspannt die Akropolis besichtigten, sei für die Kleinen an Bord gesorgt. "Die Kinder sind glücklich, sie sind unter sich und Sprachbarrieren spielen unter Kinder gar keine Rolle", sagt Rost.

Kreuzfahrt für alle

Eine Frau geht am Sandstrand von Aitutaki, einer der Cook Inseln (dpa)
Mit dem Schiff zu den schönsten Plätzen der Erde zu reisen wird für immer mehr Menschen erschwinglichBild: picture-alliance/ dpa

Die Zeiten, in denen Kreuzfahrten nur etwas für die Wohlhabenden waren, seien endgültig vorbei, erzählt er weiter. Kreuzfahrten seien sozusagen demokratisch geworden. Und immer mehr Menschen machen Urlaub im schwimmenden Hotel: "Im Jahr 2003 hatte die MSC-Kreuzfahrt in Deutschland 11.000 Gäste und in diesem Jahr werden wir 130.000 Gäste begrüßen", sagt Rost. Das seien Wachstumsraten, die außerhalb jeglichen normalen Wachstums seien. "Und ein Ende des Booms ist auch noch nicht abzusehen."

Freude in den Häfen

Davon profitieren auch die Städte, an denen die Kreuzfahrtschiffe anlegen. Je mehr Schiffe in Marseille an- oder ablegen, desto mehr Touristen kommen auch in die Stadt. In den vergangenen 15 Jahren ist die Zahl der Kreuzfahrt-Gäste auf Landgang von rund 12.000 auf mehr als 500.000 gestiegen.

Zwei Menschen beobachten unter einem Regenschirm das Auslaufen des Kreuzfahrtschiffes "Norwegian Dawn" (03.11.2002/AP)
294 Meter Schiff - die "Norwegian Dawn" kann 2.240 Menschen ein Hotelzimmer auf dem Wasser anbietenBild: AP

Das liege auch an den Schiffen, die immer größer würden, sagt Maxime Tissot, Leiter der Marseiller Fremdenverkehrsorganisation. Bald werde es Schiffe geben, auf denen 4000 Touristen Urlaub machen könnten. Und dann werde auch die Zahl der Touristen in Marseille weiter steigen, denn: "Im westlichen Mittelmeer gibt es heute nur drei Häfen, die solche großen Schiffe anlaufen können: Barcelona, Marseille und Genua. Na ja, und der Hafen von Rom kann es auch."

Mehr noch als die übrigen 3,3 Millionen Touristen, die Marseille jedes Jahr besuchen, wünschen sich die Kreuzfahrt-Gäste ein kompaktes Angebot: Die Stadt stellt sich auf diese Wünsche ein und bietet eine "Best-of"-Tour: Besuch im historischen Stadtviertel Quartier Panier, Fahrt zur die Stadt überragenden Kirche Notre Dame de la Garde und ein Kurztrip zum alten Inselgefängnis Chateau d’If. Erholen kann man sich ja dann wieder abends beim Cocktail auf dem Schiff.