Verdi legt Flughäfen lahm
27. März 2012Pünktlich um Mitternacht hatten die Warnstreiks im öffentlichen Dienst auch den deutschen Luftverkehr erreicht. In Köln/Bonn, einem Flughafen ohne Nachtflugverbot und mit hohem Cargo-Anteil, legten die Beschäftigten von null Uhr an die Arbeit nieder. Mit Beginn der Frühschicht kamen weitere Flughäfen dazu.
Außer in Köln/Bonn wird - oder wurde - an den Airports in Frankfurt am Main, München, Düsseldorf, Stuttgart, Münster-Osnabrück, Dortmund, Hannover und Bremen gestreikt.
Die Beschäftigten von Gepäckabfertigung, Bodenverkehrsdiensten, Technik, Sicherheit und Verwaltung sollten helfen, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, um bei der am Mittwoch beginnenden dritten Verhandlungsrunde zu einem Ergebnis zu kommen.
Keine Starts in Frankfurt
Besonders betroffen war der Flughafen Frankfurt am Main, das größte deutsche Luftverkehrskreuz. Die Lufthansa hatte schon am Montag 450 In- und Auslandsflüge gestrichen und im Internet veröffentlicht. Weitere Ausfälle seien nicht ausgeschlossen. Flugreisende waren aufgefordert worden, sich rechtzeitig über den Status ihrer Flüge zu informieren. Passagiere auf Inlandsflügen könnten kostenlos auf Züge der Deutschen Bahn umbuchen. Ähnliche Maßnahmen ergriff Deutschlands zweitgrößte Fluglinie Air Berlin.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kritisierte als Verhandlungsführer der Arbeitgeber die Ausweitung der Warnstreiks auf die Flughäfen als "unangemessene Reaktion". "Da wir ein substantielles Angebot gemacht haben, ist es ungerechtfertigt, die Bevölkerung jetzt mit diesen Streiks zu malträtieren", sagte Friedrich der "Rheinischen Post".
Gestreikt wird auch in den Ländern
Verdi hat zudem die Angestellten von Bund und Kommunen in Rheinland-Pfalz, Hamburg und im Saarland zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Gestreikt werden sollte im Nahverkehr, in Kindertagesstätten, Rathäusern, Klinken, Sparkassen, Stadtwerken, bei der Müllabfuhr und den Wasser- und Schifffahrtsämtern.
Die Gewerkschaft Verdi und die ddb-Tarifunion des Deutschen Beamtenbundes fordern für die rund zwei Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber haben bisher 3,3 Prozent mehr Gehalt angeboten, verteilt auf zwei Jahre sowie eine Einmalzahlung.
Sollte es am Mittwoch und Donnerstag nicht zu einem Ergebnis kommen, drohen nach den Worten von Verdi-Chef Frank Bsirske Urabstimmung und unbefristete Streiks. Die Chancen für eine Einigung sieht er bei 50:50.
gmf/hp (dpa afp, dpd, rtr)