Unklare Lage nach Wahl in Albanien
24. Juni 2013Unter dem Jubel seiner Anhänger erklärte der frühere Bürgermeister der Hauptstadt Tirana, Edi Rama, bereits am Sonntagabend den Sieg seiner oppositionellen sozialistischen Koalition.
Auch der konservative Regierungschef Sali Berisha (Artikelbild), der sich um eine dritte Amtszeit bewirbt, trat vor seine Leute und zeigte sich "überzeugt" vom "großen Sieg" seiner Demokratischen Partei. Dabei wird mit ersten offiziellen Ergebnissen erst an diesem Montag gerechnet.
Prognosen nach der Stimmabgabe kamen zu sich widersprechenden Ergebnissen. Der Fernsehsender Ora News berichtete, die linke Koalition werde auf 52 bis 56 Prozent der Stimmen kommen. Demgegenüber schrieb die Organisation Civitas dem rechtskonservativen Regierungsbündnis mit 48 Prozent der Stimmen den Sieg zu.
Die vorausgegangene Abstimmung, die von den USA und der EU als Demokratietest für das arme Balkanland bezeichnet worden war, war teilweise aus dem Ruder gelaufen. In der Nähe eines Wahllokals in Tirana wurde ein Aktivist der linken Opposition erschossen. Ein Regierungskandidat und ein zweiter Mann wurden verletzt. In der südalbanischen Hafenstadt Vlora zerstörte eine Explosion das Auto des örtlichen sozialistischen Parteisekretärs.
Rama sprach von einem "schlimmen politischen Vorfall", der darauf gezielt habe, "die Wähler einzuschüchtern". Eine Polizeisprecherin sagte, es könne einen Zusammenhang mit der Wahl geben. Sieben Menschen seien nach der Tat festgenommen worden.
Die Wahlbeteiligung war hoch. Unabhängige Wahlbeobachter berichteten von massiven Unregelmäßigkeiten. Wähler hätten ohne Personalausweise abstimmen dürfen. Einige Wahllokale öffneten mit stundenlanger Verspätung. Einzelne Wähler gaben für ganze Familien die Stimmen ab. In einem Fall wurde die Abstimmung unterbrochen, weil es viel mehr Wähler als Stimmzettel gab. In einem anderen Fall konnte die Wahlurne die Wahlzettel nicht fassen.
Die Europäische Union betrachtet die Abstimmung als richtungweisend für die Aussichten des ärmsten Landes Europas auf den Kandidatenstatus für einen EU-Beitritt.
uh/hf (dpa,afp)