Weg frei für Ostsee-Pipeline
12. Februar 2010Aufatmen in der Zentrale des Nord-Stream-Konsortiums im schweizerischen Zug. Die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream kann gebaut werden. Die Umweltbehörde Südfinnlands erteilte den Betreibern am Freitag (12.02.2010) die letzte noch ausstehende Genehmigung. Zuvor hatten Deutschland, Russland, Schweden und Dänemark den Bau bereits abgenickt.
Gewaltiges Projekt
Die Pipeline mit einer Länge von etwa 1220 Kilometern soll vom russischen Wyborg durch die Ostsee nach Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern verlaufen. Die erste Leitung soll Ende 2011 und die zweite 2012 in Betrieb gehen. Die Kosten werden auf 7,4 Milliarden Euro beziffert.
Jede Leitung soll über eine Jahreskapazität von 27,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas verfügen. Zum Vergleich: Der Jahresverbrauch in Deutschland liegt bei rund 100 Milliarden Kubikmetern. Von Deutschland aus könnte das Gas unter anderem nach Dänemark, die Niederlande, Belgien, Großbritannien und Frankreich strömen. Das Gas wird von der russischen Jamal-Halbinsel wie vom Gasfeld Schtokman in der Barentssee kommen.
Die Betreiber haben sich in einem Konsortium zusammengeschlossen. Gesellschafter der Nord Stream AG sind der russische Gasmonopolist Gazprom mit 51 Prozent. E.ON Ruhrgas und die BASF-Tochter Wintershall halten je 20 Prozent, die niederländische Gasunie neun Prozent. Aufsichtsratschef von Nord Stream ist der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Kritik am Pipeline-Projekt
Der Bau der Pipeline stößt bei Anrainerstaaten auf Kritik. Schweden hat Bedenken wegen des Umweltschutzes geltend gemacht. Die Baltenstaaten und Polen fürchten, von der Gasversorgung aus Russland abgeschnitten zu werden. Russland hat sich wiederholt über mangelnde Unterstützung der Europäer und damit auch Deutschlands beklagt.
Auch aus Deutschland kommen Bedenken: Kritiker meinen, dass die Abhängigkeit von russischem Gas (derzeit 37 Prozent der Einfuhren) durch Nord Stream zu groß werde. Mobil machen aber auch Umweltschützer. In Stralsund haben die Umweltverbände WWF und BUND diese Woche Klage gegen die Baugenehmigung durch das Landesbergamt Mecklenburg-Vorpommern eingebracht. Dass der Bau insgesamt damit aufgehalten werden kann, wird allerdings bezweifelt.
Autor: Hajo Felten (rtr, ap, dpa)
Redaktion: Oliver Samson