Weihnachtsjobs für Studierende
21. Dezember 2010"Haben Sie einen Moment Zeit?" In den Tagen vor Weihnachten muss sogar der Weihnachtsmann höflich nachfragen. Weihnachtszeit ist Einkaufszeit, da werden die Menschen ungern aufgehalten. Doch für den freundlichen Weihnachtsmann mit dem gefüllten Jute-Sack nehmen sie sich gerne ein paar Minuten.
Seit dem frühen Nachmittag ist Christoph Chapman im Einsatz, drei Stunden dauert sein Dienst heute in einem großen Warenhaus in der Bonner Innenstadt. Dabei trägt Chapman eine rote Samthose, rote Samtjacke, schwere schwarze Stiefel und natürlich die warme Weihnachtsmann-Mütze. "Das Kostüm ist sehr kratzig, vor allem der Bart", sagt Chapman.
Mindestens 1,85 und dickbäuchig – das sind die Idealmaße
Im richtigen Leben studiert Christoph Chapman Politikwissenschaften und Geschichte in Bonn. Doch heute jobbt er als Weihnachtsmann. Er zieht durch alle Abteilungen des Warenhauses, verteilt Äpfel, Schokolade und Rentier-Kuscheltiere an Kinder und Eltern. Die freuen sich über die Ablenkung im Vorweihnachtsstress, und gerade deshalb macht Chapman der Job so viel Spaß.
Die Stellenanzeige hat seine Freundin auf den Seiten der Online-Jobbörse des Bonner Studentenwerks gefunden. Einzige Voraussetzungen sind ein freundliches Auftreten und die richtige Weihnachtsmann-Statur. "Eigentlich bräuchte ich einen noch dickeren Bauch, aber meine Freundin dürfte das anders sehen", erzählt Chapman lachend.
Die Saison beginnt im Oktober
Schon ab Oktober suchen Firmen und Familien speziell Studierende für Einsätze rund ums Fest. Besonders gefragt sind Weihnachtsmänner und Engel für Firmenfeste, Marketingaktionen oder die Bescherung am Heiligen Abend, aber auch Weihnachtsbaumverkäufer, Geschenke-Schlepper und Verkäufer für die vielen Weihnachtsmärkte. "Das sind gut bezahlte Jobs, für die man keine besonderen Qualifikationen braucht", sagt Mirjam von der Mark, Marketingleiterin beim Studentenwerk Bonn.
Anlaufstellen für die Jobsuche: Studentenwerke und Internet-Agenturen
Die Arbeitsvermittlung "Heinzelmännchen" des Studentenwerks in Berlin zum Beispiel gibt es schon seit 1949. Allein im letzten Jahr haben 500 studentische Weihnachtsmänner und 50 Engel Familien in Berlin und Brandenburg Geschenke gebracht. Neben den Studentenwerken vermitteln aber auch manche örtliche Arbeitsagenturen und spezielle Internet-Agenturen die beliebten Weihnachtsjobs.
Der kleine Unterschied: Nikolaus oder Weihnachtsmann
Um in diesem Job zu überzeugen, können die Studierenden in Berlin Workshops über "die Grundlagen der Weihnachtsmännerei und Engelei" belegen. Offizielle Engel- und Weihnachtsmann-Richtlinien empfehlen zum Beispiel "kinderlieb, ideenreich und zuverlässig" zu sein. Wer in München unterwegs ist, braucht vorher einen kulturwissenschaftlichen Crash-Kurs. Denn hier sind laut Weihnachtsmannvermittlung eines Online-Anbieters fast ausnahmsweise Nikoläuse im traditionellen Bischofsgewand unterwegs – und keine Weihnachtsmänner.
"Es ist kalt, aber es macht Spaß!"
Jennifer Bohne muss all das nicht wissen. Die 23-jährige Studentin arbeitet auf dem Bonner Weihnachtsmarkt. Auch sie hat den Job in der Internet-Stellenbörse des Studentenwerks gefunden. Fünf Wochen lang steht sie hinter dem Tresen der Mandel Manufaktur, brennt Mandeln und Cashew-Kerne und verkauft sie abgepackt in kleinen Tütchen. "Es ist kalt, aber es macht Spaß", sagt Jennifer Bohne. Im nächsten Jahr ist sie auf jeden Fall wieder dabei.
Weihnachtsjobs sind heißt begehrt
Doch wer einen der begehrten Weihnachtsjobs ergattern will, muss schnell sein. Wenn in der Online-Börse des Bonner Studentenwerks Inventurzähler gesucht werden, kann das schon mal eine zähe Angelegenheit sein, sagt Marketingleiterin Mirjam von der Mark. Aber wenn sie ein Inserat für einen Weihnachtsjob schaltet, ruft spätestens nach einer halben Stunde der Auftraggeber bei ihr an. "Nehmen Sie die Anzeige aus dem Netz, mir klingelt hier das Telefon heiß", bekommt sie dann zu hören. Die Weihnachtsjobs gehen weg wie selbstgebackene Plätzchen.
Autorin: Svenja Üing
Redaktion: Gaby Reucher