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"Dubai-Schokolade" erobert Weihnachtsmärkte

Nadine Mena Michollek
5. Dezember 2024

Mittlerweile verkaufen Süßwarenhersteller ihre jeweils eigene "Dubai-Schokolade" weltweit - auch auf Weihnachtsmärkten in Deutschland, zum Beispiel in Köln. Die Frage ist, ob der Begriff markenrechtlich geschützt ist.

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Nasratullah Kushkaki steht an seinem Verkaufsstand. Vor ihm stapelt sich Dubai Schokolade
Nasratullah Kushkaki an seinem Verkaufsstand auf dem Kölner WeihnachtsmarktBild: DW

Weihnachtsmarktbesucher, dick in Mäntel, Schals und Mützen eingepackt, drängeln sich auf dem Weihnachtsmarkt vor den Glasscheiben eines Verkaufsstands, in denen sich der Kölner Dom spiegelt. Ein süßer Duft liegt in der Luft. Es wird Französisch, Englisch und Holländisch gesprochen.

Hinter dem Glas türmen sich Cashewnüsse und Trockenfrüchte. Doch die meisten Besucher kommen wegen einer Ware, die genau in der Mitte der Auslage auf Stapeln liegt: Handgemachte Dubai-Schokolade. Der Trend hat es jetzt auch auf die traditionellen deutschen Weihnachtsmärkte geschafft.  

Der Verkaufsstand gehört der Kischmisch-Manufaktur, die eigentlich Spezialitäten aus Zentralasien bietet. Aber die Dubai-Schokolade, sagt ihr Gründer Nasratullah Kushkaki der DW, sei aktuell sein Topseller und fast täglich ausverkauft - trotz des Preises von 7,50 Euro für 100 Gramm.  

Und der Deutsch-Afghane ist nicht der Einzige, der auf den Trend aufgesprungen ist. Auf deutschen Weihnachtsmärkten finden sich Dubai-Schokoladen-Crépes, Heiße Dubai-Schokolade oder auch Dubai-Schokolade-Waffeln. Aber dürfen einfach alle den Namen "Dubai-Schokolade" verwenden? 

Erfunden in Arabien

Der Ursprung der Dubai-Schokolade liegt wohl, wie der Name vermuten lässt, in Dubai, der bevölkerungsreichsten Stadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Unternehmerin und Influencerin Sarah Hamouda gilt als die Erfinderin. Angefangen habe alles mit Schwangerschaftsgelüsten, erzählt die Unternehmensgründerin von Fix Dessert Chocolatier auf Instagram

Ihr Ehemann konnte in Dubai einfach nicht das passende Dessert für ihren Heißhunger finden, also erfand sie es selbst: Knackige Schokolade, mit einer Pistaziencremefüllung und knusprigen Kadayif-Teigfäden, die man in Deutschland als Engelshaar kennt. Durch TikTok ging die Trendschokolade viral.  

Herkunft ist nicht immer geschützt 

Diese Schokoladenvariation darf jeder produzieren, die Frage ist nur: Darf man die Pistazien-Kadayif-Schokolade auch "Dubai-Schokolade" nennen? Generell kann man eine Ursprungsbezeichnung weltweit schützen lassen. Ein bekanntes Beispiel ist der Champagner: Dieser Schaumwein darf sich nur "Champagner" nennen, wenn er aus der französischen Champagne stammt.

Festgeschrieben ist das in der Genfer Akte des Lissaboner Abkommens , ein Internationales Abkommen zwischen 30 Vertragspartnern, das solche Ursprungsbezeichnungen weltweit schützt - auch die Europäische Union gehört dazu.

Eine Dubai Schokolade wird angefertigt.  Flüssige Schokolage wird über grüne Pistaziencreme in einer Form gegossen
Online finden sich mittlerweile viele Rezepte, um die Dubai-Schokolade zuhause selbst herzustellenBild: TOBIAS SCHWARZ/AFP

Patentanwalt Rüdiger Bals erklärt der DW, dass dies jedoch nur für Länder gelten würde, die Teil des Abkommens sind. Und das sind die Vereinigten Arabischen Emirate, in denen Dubai liegt, nicht. Daher können sie den Begriff "Dubai-Schokolade" nicht über das Abkommen schützen lassen.

Allerdings können sich Länder auch in bilateralen Abkommen auf den Schutz von Herkunftsangaben einigen. "Theoretisch wäre es möglich, dass die Vereinigten Arabischen Emirate die 'Dubai-Schokolade' als Herkunftsangabe in ihrem Land unter Schutz stellen und dann bei der EU-Kommission einen Antrag stellen, dass die Herkunftsangabe 'Dubai-Schokolade' auch in der EU unter Schutz gestellt wird", erklärt das Deutsche Patent- und Markenamt auf eine Anfrage der DW. 

Markenname extrem begehrt 

Mittlerweile haben weltweit Bäckereien, Konditoreien, Influencer und selbst große Schokoladenhersteller wie Lindt den Trend aufgegriffen und verkaufen eigene Produkte unter dem Namen "Dubai-Schokolade", für die Menschen inzwischen stundenlang anstehen.

Lindt Dubai Schokolade: Drei Exemplare in grüner Verpackung
Grün goldener Luxus: Stundenlang standen Menschen an, um bei Lindt eine Dubai-Schokolade zu ergatternBild: ABBfoto/picture alliance

Allein in Deutschland gibt es nach Angaben des Deutschen Patent- und Markenamtes 19 aktuelle Markenanmeldungen mit dem Bestandteil "Dubai" in Bezug auf Süßwaren. Eine Marke davon sei sogar schon eingetragen, es laufe allerdings ein Widerspruchsverfahren gegen den Eintrag. In Europa gebe es mehr als 30 Markenanmeldungen mit dem Wortbestandteil "Dubai" in Bezug auf Schokolade (Stand 4.12.2024).  

Bals hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass diese Markenanmeldungen erfolgreich sein werden. "Denn beim Markenrecht wird unter anderem geprüft, ob es unterscheidungskräftige Bestandteile gibt, und da reicht nur der Name 'Dubai-Schokolade' vermutlich nicht für aus."  

Pistazien müssen dabei sein 

Denn "Dubai-Schokolade" ist mittlerweile im Sprachgebrauch ein üblicher Begriff für Schokolade mit Pistaziencreme und Kadayif geworden. Genauso wenig könnte man den Begriff "Schokoladenweihnachtsmann" als Marke eintragen lassen, da der Begriff in der Gesellschaft generell gebräuchlich ist für Schokolade in Form eines Weihnachtsmannes.  

Dabei wird als Unterscheidungsmerkmal auch nicht ausreichen, einfach den eigenen Herstellernamen voranzustellen, sagt Bals. Das versuchen gerade zahlreiche Hersteller, wie beispielsweise die deutsche YouTuberin Kiki Aweimer, die "Kikis Dubai-Schokolade" beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldet hat. Aber da sich "Kikis Dubai-Schokolade" vermutlich nicht stark genug von der Dubai-Schokolade anderer Hersteller unterscheidet, wird sich das Produkt als Marke wohl nicht durchsetzen können.

Eine Frau isst ein Stück Dubai-Schokolade
Grüner Gaumenschmauss: Bäckereien, Konditoreien und Schokoladenhersteller wie Lindt verkaufen mittlerweile ihre eigene Dubai SchokoladeBild: Wolfgang Maria Weber/IMAGO

Hinzu kommt, erklärt Bals, dass es sich gegebenenfalls um eine täuschende Angabe handeln kann. "Diese kann im Rahmen der absoluten Schutzhindernisse im Markenrecht von Amtswegen geprüft werden, wenn kein geografischer Bezug zur Ware: Schokolade oder Süßigkeit zu 'Dubai' gegeben ist." Das heißt ganz konkret: Es kann als Täuschung verstanden werden, wenn der Begriff "Dubai-Schokolade" einfach verwendet wird, aber keine der Zutaten - wie Schokolade oder Pistazien - aus Dubai stammen.  

Fix hält sich bedeckt 

Das Unternehmen Fix Dessert Chocolatier könnte theoretisch als Erfinder die Dubai-Schokolade als Marke hier in Deutschland und der EU anmelden. Die DW hat das Unternehmen gefragt, ob Pläne bestehen, ihre Schokolade so schützen zu lassen. Bis zum Redaktionsschluss gab es jedoch keine Antwort.   

Auch wenn markenrechtlich bisher noch einiges ungeklärt ist, eines ist sicher: Dieses Jahr werden noch zahlreiche Tafeln unter dem Begriff "Dubai-Schokolade" als Geschenk weltweit unter Weihnachtsbäumen liegen.  

Der Schokoladenhersteller Nasratullah Kushkaki genießt auf jeden Fall den Andrang in der Weihnachtszeit. Während die Sonne langsam sinkt, drängen sich immer mehr Menschen an seinem Stand auf dem Kölner Weihnachtsmarkt - getrieben von der Sehnsucht nach der luxuriösen Schokolade aus Dubai.