Weltbank muss neuen Chef suchen
15. Februar 2012Der Verwaltungsrat beginnt nun mit dem Auswahlverfahren für einen Nachfolger. Die Spitze der Weltbank wird nach ungeschriebenen Gesetzen von der Regierung in Washington besetzt, während der IWF traditionell von einem Europäer geführt wird. Allerdings drängen zunehmend Schwellenländer auf eine Besetzung internationaler Spitzenposten - zuletzt bei der Vergabe des IWF-Chefsessels. Staaten wie Brasilien und China dürften sich bei der Weltbank-Neubesetzung erneut zu Wort melden. Der Republikaner Zoellick wiederum könnte ins Weiße Haus wechseln, sollte sich ein Parteifreund bei der US-Wahl Ende 2012 im Rennen gegen Präsident Barack Obama durchsetzen. Die US-Regierung hat bereits angekündigt, den aktuellen US-Finanzminister Timothy Geithner als Nachfolger von Zoellick vorzuschlagen.
Langjährige politische Karriere
Zoellick war im Juli 2007 auf Paul Wolfowitz gefolgt, der seinen Posten wegen der Verwicklung in eine Begünstigungsaffäre hatte niederlegen müssen. Zuvor war Zoellick in mehreren Funktionen Mitglied der Regierung des früheren US-Präsidenten George W. Bush. Als Außenhandelsbeauftragter führte er unter anderem die Verhandlungen mit China und Taiwan über deren Aufnahme in die Welthandelsorganisation WTO zum Abschluss. Zudem war er Ansprechpartner für die EU in Handelsfragen. In Deutschland war Zoellick durch seine Rolle als US-Chefunterhändler in den Verhandlungen über die deutsche Einheit bekannt geworden.
Kernaufgabe der Weltbank ist die Förderung armer, aufstrebender Länder. Direkt ist die Institution zwar nicht für die Bekämpfung der Euro-Schuldenkrise verantwortlich. Allerdings sieht sie eine zentrale Aufgabe darin, mit Finanzhilfen in ärmeren Ländern die Folgen der Krise abzufedern. Diese leiden unter der Haushaltsmisere in den großen Volkswirtschaften - etwa durch ausbleibende Geldzuflüsse aus Ländern, die in das Visier der Finanzmärkte geraten sind. Die UN-Sonderorganisation unterhält mehr als 100 Länderbüros und hilft mit rund 1800 Projekten - von der Vergabe von Mikrokrediten in Bosnien und Herzegowina über Wiederaufbauprogramme nach Erdbeben bis hin zur Förderung von Schulbildung in Bangladesch.
pb/fab (rtr/dapd/afp/dpa)