Wettskandal um italienische Fußball-Nationalspieler
16. Oktober 2023Für Europameister Italien wird eine neue Affäre um illegale Fußballwetten zunehmend zur Belastung. Nationaltrainer Luciano Spalletti rechtfertigte, dass die beiden Mittelfeldspieler Sandro Tonali und Nicolo Zaniolo aus dem Trainingslager nach Hause geschickt worden seien. "Es ist richtig, ihnen bei der Verteidigung zu helfen. Dann wird die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen. Aber wenn irreguläre Dinge getan wurden, ist es auch richtig zu zahlen", sagte Spalletti.
Gegen die Spieler, die ihr Geld in der englischen Premier League verdienen, wird wegen des Verdachts ermittelt, an illegalen Wetten über eine Online-Plattform beteiligt gewesen zu sein. Der 23 Jahre alte Tonali spielt für Newcastle United, der 24-jährige Zaniolo für Aston Villa. Am vergangenen Donnerstag hatte der italienische Fußballverband beschlossen, die beiden Profis aus der Vorbereitung der "Squadra Azzurra" für die Spiele gegen Malta (4:0) und England herauszunehmen und sofort nach Hause zu schicken. Nach Medienberichten wurden ihre Handys und Tablets von Ermittlern beschlagnahmt.
Warnung vor einem "Tsunami"
Spalletti sprach davon, dass die verbliebenen Nationalspieler im Trainingslager eine "harte Nacht" verbracht hätten. "Es gab viel Bitterkeit über das, was passiert ist", sagte der Nationaltrainer. Sportminister Andrea Abodi verteidigte die Entscheidung des Fußballverbands: "Ich glaube, es war richtig, die Jungs nach Hause zu schicken - auch zu ihrem Schutz."
Die Tageszeitung "Corriere della Sera" warnte vor einem "Tsunami", der auf den italienischen Fußball zurollen könnte. Tonali und Zaniolo wurden von der zuständigen Staatsanwaltschaft aus Turin befragt. In derselben Affäre laufen bereits Ermittlungen gegen Mittelfeldspieler Nicolo Fagioli von Juventus Turin, der 2022 sein Debüt in der italienischen Nationalelf gegeben hatte.
Neue Veröffentlichungen erwartet
Der Verdacht lautet, dass die Spieler auf illegalen Internet-Plattformen auf den Ausgang von Partien wetteten. Fagioli ist nach Medienberichten weitgehend geständig, bestreitet aber, Geld auf Spiele des eigenen Teams gesetzt zu haben. Glücksspiel ist in Italien generell erlaubt, nicht aber auf illegalen Online-Plattformen. Spieler und Funktionäre dürfen zudem nicht in Sportarten wetten, in denen sie selbst aktiv sind. Bei einer Verurteilung drohen neben Geldstrafen auch mehrjährige Sperren.
Am Dienstagabend, kurz nach der Neuauflage des EM-Finals zwischen England und Italien im Wembley-Stadion (Anpfiff um 20.45 Uhr MESZ), sollen die Namen weiterer Fußballer genannt werden, die in den Skandal verwickelt sind.
jst/sn (dpa/sid)