Wie Europa christlich wurde
Das Christentum ist die weitest verbreitete Religion in Europa. Wie es dazu kam, seit dem frühen Mittelalter, zeigt Credo, eine große Ausstellung in drei Museen von Paderborn.
Mission im Abendland
Die 800 hochkarätigen Exponate der Paderborner Schau Credo legen einen Schwerpunkt darauf, wie sich der christlich Glaube nach Nord- und Osteuropa hin ausbreitete. Auf den Spuren von Missionaren, Kaufleuten und mächtigen Herrschern wird eine 1000 Jahre umfassende Epoche vielfältig in Szene gesetzt. Manche Exponate sind zum ersten Mal öffentlich zu sehen.
Von einer Sekte zur Religion
Im Jahr 313 wurde durch eine Vereinbarung der römischen Kaiser Konstantin und Licinius der christliche Glaube erstmals als Religion toleriert - ein entscheidender Wendepunkt für die Entwicklung des Christentums. 2013 jährt sich das Abkommen zum 1700. Mal. Anlass für das Diözesanmuseum (Bild) und zwei weitere Paderborner Museen die Verbreitung des Christentums in Europa zum Thema zu machen.
Paulus-Worte für Rom
Vor rund 1950 Jahren schrieb der Apostel Paulus seinen berühmten Brief an die noch junge Christengemeinde in Rom. Diese Papyrus-Handschrift aus dem Jahr 200 n. Chr. enthält einen Teil des Briefes. Es ist einer der ältesten christlichen Texte. Mehrere Jahre haben sich die Kuratoren der Ausstellung darum bemüht, dieses und andere wertvolle Exponate in ihrer Ausstellung zeigen zu dürfen.
Mischung religiöser Formen
In der Mitte dieser goldenen Sonnenscheibe aus dem 7. Jahrhundert ist Jesus dargestellt, um ihn herum finden sich germanische Tierdarstellungen. Der Kultgegenstand aus dem heutigen Zentralfrankreich zeigt, wie im Zuge der Christianisierung zunächst noch heidnische und christliche Elemente vermischt wurden.
Am Anfang war das Wort
Handschriftlich vervielfältigte Bücher waren besonders wichtig für die Ausbreitung des Christentums. Den ausgestellten Werken ist diese Bedeutung kaum anzusehen - ebenso wenig die intensive und langwierige Arbeit des Kopierens. In der Ausstellung wird deshalb eine Videoinstallation gezeigt, die Mönche beim kunstvollen Verfassen der Bücher zeigt.
Neues Testament für reisende Mönche
Das kleine Evangelienbuch mit seinen kunstvoll verzierten Seiten wurde im 8. Jahrhundert in Irland hergestellt und von Wandermönchen auf ihren Missionsreisen genutzt. Es wird nach seinem Verfasser Cadmug-Evangeliar genannt.
Mit Kunst gegen das Böse
In Skandinavien entwickelte sich im frühen Christentum ein eigener romanischer Stil. Hier zu sehen am Portal der Kirche von Vegusdal (Südnorwegen). Dargestellt ist neben kunstvoll geschnitzten Pflanzenornamenten auch die Geschichte von Sigurd, dem Drachentöter, der als eine Art Vorläufer Christi galt. Die Szenen an der Außenseite der Kirche sollten die Gläubigen im Innern gegen das Böse schützen.
Früher Glaubenswechsel
Die kleinen Kreuze aus Blattgold fanden Archäologen im Grab des Prinzen von Prittlewell (im Südosten Englands). Sie bedeckten die Augen des Adeligen. Ein Zeugnis für die älteste nachgewiesene christlich-angelsächsische Fürstenbestattung. Die Kreuze belegen, dass der Prinz schon um das 7. Jahrhundert zum Christentum konvertiert ist.
Bonifatius als deutsche Kultfigur
Im 19. Jahrhundert entstand im Deutschen Reich eine starke Nationalbewegung, die die kulturelle Einheit betonte. Der angelsächsische Mönch und Missionar Bonifatius wurde damals als "Apostel der Deutschen" dargestellt, der im 8. Jahrhundert den Germanen die Kultur gebracht und sie dadurch erst zu Deutschen gemacht habe.
Gegenwind: Aufflackern des Germanenkults
Immer wieder wurden christliche Motive aufgegriffen und verändert. Das tat auch Ludwig Fahrenkrog, zunächst ein Maler sakraler und christlicher Kunst. Sein in Paderborn ausgestelltes Bild hatte ursprünglich (1896) die Höllenfahrt Christi gezeigt. Fahrenkrog übermalte Christus, um damit ein germanisches Neuheidentum zu propagieren. Das Christentum lehnte er als der deutschen Seele "artfremd" ab.